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DK081 - Klimaforschung und Krisenkommunikation: Ist das noch normal?

Shownotes

DK081 - Klimaforschung und Krisenkommunikation: Ist das noch normal?

…und was kann uns der Tintenfischsex über die Klimakrise sagen?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lasen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 81 geht es um Klimakommunikation und Tintenfischsex. Claudia erklärt, was postnormale Wissenschaftskommunikation ist. Nämlich das, was passiert wenn Wissenschaft und Krise aufeinandertreffen, wie zum Beispiel bei der Klimakrise. Wie sollten sich Forschung, Bürger:innen und Medien verhalten? Was erwarten sie voneinander? Florian dagegen beschäftigt sich mit Tintenfischen, deren Fortpflanzung uns etwas über das eventuell baldige Abschmelzen der Westantarktis verrät.

Wer den Podcast unterstützen will kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.

Normal oder schon post-normal? Krise oder Tagesgeschäft

“Postnormal” ist fast normal, zumindest wenn es um das Klima geht. Was mit postnormaler Wissenschaft gemeint ist, erklärt Claudia und hier kann man auch das ursprüngliche Paper aus dem Jahr 1990 nachlesen. Aber eigentlich geht es um den Artikel “A State of Emergency or Business as Usual in Climate Science Communication? A Three-Dimensional Perspective on the Role Perceptions of Climate Scientists, Climate Journalists, and Citizens. Science Communication” in dem die Rolle von Forschung, Medien und Öffentlichkeit untersucht wird. Die Öffentlichkeit zum Beispiel meint, dass die Forschung ihr Kommunikation schuldet. Und dass die Medien nur beschreiben sollen, was die Forschung macht, aber die Ergebnisse nicht selbst interpretieren. Was aber nicht immer so einfach ist, denn in vielen Fällen sind es die Pressestellen der Unis, die die Forschung interpretieren, was von den Medien übernommen wird (siehe dazu die Masterthesis von Eva Pech. Es ist auf jeden Fall jede Menge Stoff für Diskussion - kein Wunder, wenn Wissenschaft und Krise aufeinander treffen.

Der Oktopus und der Weltuntergang

Wenn der Westantarktische Eisschild schmilzt, dann steigt der Meeresspiegel um 3 bis 5 Meter. Wir wissen, dass das in der Vergangenheit schon passiert ist; vermutlich während der Eem-Warmzeit vor knapp 125.000 Jahren. Damals war die Welt in etwa so warm wie sie heute ist. Aber “vermutlich” ist nicht gut genug; wir würden gerne genau wissen, ob die aktuellen Temperaturen ein Abschmelzen der Westantarktis möglich machen. Das hat man nun mithilfe von Tintenfischen herausgefunden (“Genomic evidence for West Antarctic Ice Sheet collapse during the Last Interglacial Period”). Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass antarktische Tintenfische während der Eem-Warmzeit Kontakt miteinander hatten, was nur möglich war, wenn das Westantarktische Eisschild damals nicht existiert hat.

Lau et al (2023), Fig. 1

Wer möchte, kann sich das hier nochmal als Comic ansehen. Und so spannend das alles ist, so bedrückend ist es auch. Denn das Abschmelzen der Westantarktis gilt als ein Kipppunkt im Klimasystem und den haben wir vielleicht schon erreicht.

Don’t look up mit Claudia

Am 27.03.2023 wird Claudia im Twitch-Kanal von arte den Film “Don’t look up” ansehen und diskutieren.

Benefiz für den Klimaaktivismus

Am 28. März 2023 veranstalten die Science Busters einen Benefizabend für den Klimaaktivismus in der Kulisse Wien. Mit jeder Menge tollen Acts - und Florian. Infos und Tickets dazu gibt es hier.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden, geht auch bei PayPal.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Mastodon Florian| Mastodon Claudia

Blog Florian| Homepage Florian| Veranstaltungen Florian

Kommentare (2)

grv0815

Gedanken zur Expertenhörigkeit der österreichischen Politik: Der Kardinalfehler der Wissenschafter war, dass sie ihre beigesteuerten Entscheidungsgrundlagen nicht unabhängig publiziert haben. Ähnlich der - fragmentarisch vorhandenen - Transparenzdatenbank, würde dies Hörigkeitsdebatten erheblich objektivieren. Verschwiegenheitsverpflichtungen dürfen hier nicht akzeptiert werden, bzw. nur für die daraus resultierenden Beratungsgespräche.

grv0815

Interessante Episode, Gratulation! Gedanken zur Postnormalität der Klima-debatte: Ich fürchte, man muss zur Kenntnis nehmen, dass ein Großteil der Bevölkerung und Entscheidungsträger mit dem Begriff der Nachvollziehbarkeit innerhalb der Wissenschaft nichts anfangen können. Für diese Gruppe ist Wissenschaft nur ein Synonym für eine anerkannte Religion mit ihren eigenen Dogmen, Autorität ist die einzige anerkannte "Beweisart". Folgerichtig ist für diese Personen die Stimme der Wissenschaft nur eine unter vielen Lobbyistenstimmen. (siehe dazu auch: Dialog zwischen Platon und Sokrates in "Der Staat" zur Frage, ob alle Bürger Philosophen werden müssen.) Dabei ist jemand, der ruft "Es brennt, verlasst sofort das Haus!", selbst aber am Sofa sitzen bleibt, wenig überzeugend. Darum war es so wichtig, dass sich jüngst Wissenschaftler zu den Klimaaktivisten gesellten. Nur so kann diesen Menschen die Dringlichkeit der Klimakrise bewusst gemacht werden.

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