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DK074 - Wer erfindet die Weltrettungsmaschine?

Shownotes

DK074 - Wer erfindet die Weltrettungsmaschine?

…und was weiß die künstliche Intelligenz über die Klimakrise?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 74 geht es um Innovation. Die wird ja gerne als Lösung für alles ins Feld geführt: Wir erfinden einfach in Zukunft irgendwas, und dann ist die Klimakrise gelöst! So einfach ist es aber nicht; der Innovationsprozess ist komplex und ihn wissenschaftlich zu beschreiben und politisch zu steuern ist noch viel komplexer. Wir reden über das, was Technologie daran hindert, ihr volles Potenzial zu erreichen (Spoiler: Politik) und wie man den Erfolg von Innovation messen kann - was den Blutdruck von Claudia ein wenig in die Höhe treibt. Außerdem: Klimakrisentipps von der Künstlichen Intelligenz.

Wir erfinden was

In Kapitel 74 geht es um Innovation. Und es bestreitet niemand, dass es wichtig und relevant ist, dass wir nicht nur bestehendes Wissen anwenden um die Klimakrise anzuwenden, sondern auch neues Wissen und neue Technologien schaffen müssen. Aber können wir einfach so eine “Weltrettungsmaschine” erfinden und alles ist gut? Eher nicht. Vor allem, weil man bei der Forschung ja nie weiß, was raus kommt. Als Albert Einstein Anfang des 20. Jahrhunderts seine Forschung zur Quantenmechanik gemacht hat, war ja auch noch lange nicht klar, dass am Ende dabei die Solarzelle rauskommen wird. Grundlagenforschung ist halt Grundlagenforschung und der Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft ist komplex.

Wenn man zum Beispiel einen fernen Kometen erforschen will, ist das das eine. Wenn als Nebenprodukt dieser Forschung dann eine Kamera zur Entdeckung von Waldbränden entwickelt wird ist das das andere. Man darf die Grundlagenforschung aber nicht durch die potenziellen Anwendungen rechtfertigen, denn ansonsten verpasst man eventuell viel, was man ansonsten nie entdeckt hätte.

Wie fertig ist die Technologie?

Wir reden ein wenig über “Technology Readiness Level”, also unterschiedliche Stufen der Technologieentwicklung. Normalerweise gehen die von 1 bis 9; im IPCC-Bericht haben sie die Skala bis 11 erweitert.

So sieht das normalerweise aus (aus: Goldense, 2017):

Technology Readiness Level

Man kann sich auch anschauen, wer bei den einzelnen Stufen zuständig ist und das Geld dafür bereitstellt(aus: Hensen et al, 2015)

Technology Readiness Level

Im IPCC-Bericht sieht man die TLRs in Tabelle 16.2:

Tabelle 16.2

Das ist alles ein wenig abstrakt, aber es geht eben nicht um konkrete Erfindungen, sondern um die Frage: Wie sieht der Innovationsprozess aus, wie lenkt man ihn, wie evaluiert man ihn?

Was auch wichtig ist: “Learning by doing”, denn nur so können existierende Produkte weiter entwickelt werden.

Im Tal des Todes

Es gibt jede Menge Gründe, warum eine Technologie nicht in der Lage ist, ihr volles Potenzial zu entwickeln. Die kann man in Tabelle 16.6 nachlesen:

Tabelle 16.6 Tabelle 16.6

Den Haupthinderungsgrund könnte man mit “Unfähige Politik!” zusammenfassen.

Wie steuert man die Innovation?

Die Umweltauswirkungen von Innovation hängten vor allem davon ab, wie eine Technologie eingesetzt wird. Denn es wird ja auch noch Zeug für klimaschädliche Technologie erfunden; zum Beispiel bei der Energiegewinnung aus Braunkohle. Und deswegen braucht es Steuerung damit diese Innovation den klimafreundlichen Erfindungen keine Konkurrenz machen. Die Richtung des technologischen Wandels hängt auch von der Größe des Marktes für schmutzige Technologien ab.

Woher soll man wissen, was man in der Zukunft machen soll? Man kann wenige Projekte fördern, die dafür aber mit viel Geld. Oder viele Projekte fördern, mit weniger Geld. Am Ende besteht immer die Gefahr, genau das nicht ausreichend zu fördern, was wirklich gebraucht werden würde.

Indikatoren für Innovation

Claudia regt sich auf. Und zwar über Tabelle 16.7. Die enthält “quantitative Metriken für Innovation” und sehr viele davon:

Tabelle 16.7 Tabelle 16.7 Tabelle 16.7 Tabelle 16.7

Mit vielen dieser Indikatoren gibt es Probleme; denn sie messen nicht unbedingt das, was sie messen sollen. Und am Ende kriegt man das Problem, dass die Zahl zum Ziel wird und nicht der Prozess, den die Zahl eigentlich messen soll.

Wem gehört eine Idee?

Wer was erfindet, will eventuell nicht, dass alle anderen sofort damit arbeiten können. Deswegen gibt es Patente und die können durchaus dafür sorgen, dass sich Wissen verbreitet, das ansonsten nicht verbreitet wird. Der genaue Ablauf ist aber kompliziert und es ist umstritten wie weit Patentsysteme die Innovation fördern oder ncht.

Das Klimawissen der KI

Claudia hat der Künstlichen Intelligenz ChatGPT die Fragen aus der FAQ des Kapitels gestellt. Unter anderem ”Will innovation and technological changes be enough to meet the Paris Agreement objectives?” Die Antwort war überraschend ausführlich und korrekt.

Weiterführende Informationen

Kapitel 16 des dritten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

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Kommentare (1)

Pascal

Zum Thema Software in der Forschung: Ich bin der Ansicht, dass Software praktisch immer open source sein sollte, gerade in der Forschung. Dies gilt auch wenn viel Arbeit hinein geflossen ist. Wenn die Software beispielsweise auf komplexen mathematischen Modelle beruht, sind diese selbst ein wichtiges Ergebnis, das Anerkennung verdient. Wer ein Werkzeug baut, um bessere Forschung zu ermöglichen, sollte dieses veröffentlichen. Wer daraufhin diese Werkzeuge nutzt, sollte natürlich den Anstand haben, sie in eigenen Publikationen entsprechend zu würdigen. Auf diese Weise profitieren auch die Entwickler von der externen Nutzung. Weiterhin können andere Forschergruppen die Software um neue Facetten erweitern. Einer der wesentlichen Vorteile von Software ist die praktisch unbeschränkte Replizierbarkeit, sobald sie erst einmal da ist. Wer auf zivilisierte Weise kopiert, nimmt dem Schöpfer nichts weg. Gleiches gilt für wissenschaftliche Publikationen, für das es schließlich auch ein System zur Vervielfältigung, Weiternutzung und zur Erweiterung gibt.

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