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DK073 - Klimafinanzen: Wo bleibt das Geld?

Shownotes

DK073 - Klimafinanzen: Wo bleibt das Geld?

…und warum gibt es keinen grünen James Bond?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 73 reden wir über Geld und Investitionen. Finanzen sind definitiv nicht unsere Kernkompetenz - aber sie stehen im Zentrum der Klimakrise, also müssen wir uns damit beschäftigen. Und stellen fest: Es wird zwar viel Geld in die Bewältigung der Klimakrise gesteckt. Aber nicht genug und weniger als in die Förderung fossiler Technologie. Außerdem: Kryptowährungen und Klimakrise und die Finanzierung der Klimafolgen in den Ländern die sich das nicht leisten können.

Es geht ums Geld

Finanzen sind nicht unsere Spezialität. Aber sie sind zentral wenn man verstehen will, warum wir in der Klimakrise stecken und wie wir wieder rauskommen. Also schauen wir zu erst einmal, was “Klimafinanzen” eigentlich bedeutet. Im Prinzip: Alles an Geld was man irgendwie zur Bewältigung der Klimakrise ausgibt. Das kann entweder direkt sein oder aber indirekt, wenn man Geld für was ausgibt, was nichts mit dem Klima zu tun hat, dem Klima aber trotzdem hilft.

Wer mehr über Klimafinanzen wissen will, kann beim BMZ und der OECD nachschauen.

Pariser Finanzen

Das Pariser Klimaabkommen sagt sehr explizit, dass man entsprechend investieren muss, wenn das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erreichen will. Und der IPCC-Bericht stellt fest, dass diese Finanzierung nicht von selbst passiert sondern nur, wenn sich die Politik entsprechend darum kümmert.

Wo bleibt der gerechte Übergang?

Das Konzept des “Gerechten Übergangs” (Just Transition) ist wichtig, wenn es darum geht, nicht einfach nur die Klimakrise zu bewältigen, sondern es auf eine Weise zu tun, die möglichst wenig Menschen schadet. Bis jetzt haben sich aber nur eine Handvoll Länder dazu bekannt. Ds ist schlecht, denn je ungerechter die Welt ist, desto schwerer wiegen die Folgen der Klimakrise.

Aber: Wenn man sich ansieht was passiert, wenn man sich nicht um die Klimakrise kümmert, dann stellt man fest: Für die Wirtschaft ist es immer besser, in Klimaschutz zu investieren als einfach so zu tun als wäre nichts.

Mehr zum Gerechten Übergang gibt es hier und hier.

Die globalen Klimafinanzflüsse

In den letzten Jahren sind hunderte Milliarden von Dollarn in die Klimafinanzierung geflossen. Meistens in sich entwickelnde Länder und in die Sektoren Elektrizität und Transport. Mehr dazu gibt es in Abbildung 15.3:

Abbildung 15.3

100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz

Die Länder, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, können am wenigsten dafür und haben am wenigsten Geld. Deswegen hat man schon 2009 beschlossen, einen Klimafonds mit 100 Milliarden Dollar pro Jahr bereit zu stellen. Hat man aber bis jetzt noch nicht gemacht. Tja.

Kein Geld mehr für fossile Brennstoffe

Die International Energy Agency (IEA) hat in ihrem “Net Zero by 2050 scenario” festgestellt, dass wir bis 2035 keine Verbrenner mehr zulassen dürfen. Dass Kohle bis 2050 um 90% zurückgehen muss; Öl um 75% und Erdgas bis 2040. Nur dann erreichen wir bis 2050 das Netto-Null-Ziel. Außerdem müssen die Investitionen in neue fossile Infrastruktur runtergefahren und in die erneuerbare Infrastruktur hochgefahren werden.

Es braucht 1,5 Billionen Dollar pro Jahr; das ist sehr viel mehr als aktuell investiert wird. In die fossilen Energien wird dagegen bis zu 650 Milliarden Dollar pro Jahr investiert. Und zwar mehr als insgesamt global an Klimafinanzierung existiert. Und die fossile Förderung steigt immer noch.

Das Finanzierungsbedürfnis

Wir müssen bis zu einer Billion Dollar pro Jahr bis 2030 investieren, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollen; aktuell investieren wir 250 Milliarden pro Jahr. Wie das Finanzierungsbedürfnis im Detail aussieht, zeigt Abbildung 15.4:

Abbildung 15.4

Eine hässliche Abbildung

Abbildung 15.5 sollte eine visuelle Zusammenfassung von Kapitel 15.6 sein. Ist aber einfach nur grauenhaft:

Abbildung 15.5

Das finanzielle Risiko der Klimakrise

Früher hat sich die Wirtschaft im Klimaschutz engagiert, um aus ethischen Gründen gut da zu stehen. Heute stellt sie fest: Man kann das auch aus handfesten finanziellen Gründen tun.

Denn die Krise birgt jede Menge Risiken für die Wirtschaft. Das globale BIP wird ohne Maßnahmen bis 2080 um 7% sinken; mit Maßnahmen nur um 1%. Ohne Maßnahmen erhöht sich auch das Risiko für Bankenkrisen; für die Versicherungen, und so weiter. Und sehr viele assets werden wertlos werden, wenn man nichts tut.

Die Risiken der Klimatransformation kann man sich in Abbildung 15.6 ansehen:

Abbildung 15.6

Kryptowährungen & Co

Wer nachhaltig investieren will, kann sich mit “Green Bonds” beschäftigen (hier sind Details. Dafür, dass das dem Klima hilft, gibt es aber noch keine Belege.

Sehr wohl Belege gibt es aber dafür, dass Kryptowährungen wie Bitcoin dem Klima schaden können. Wie sehr? Kann man sich bei der Uni Oxford ansehen - oder im neuen Buch der Science Busters nachlesen: “Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt: Das große Jubelbuch der Science Busters”.

Es gibt genug Geld

Zum Schluss stellt der IPCC-Bericht explizit fest, dass es genug Geld gibt. Es ist nur nicht da, wo es sein soll: ”There’s no shortage of money globally: it is simply that it has yet to travel to where it’s most needed.”

Claudia hät einen Vortrag

Am 28. Dezember 2022 wird Claudia in einem Online-Talk über ihrer Erfahrungen beim Klimabericht sprechen. Mehr Infos gibt es hier Weiterführende Informationen

Kapitel 15 des dritten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Kommentare (2)

Felix

Bonds sind Anleihen. Wenn große Unternehmen oder Staaten zusätzliches Geld brauchen, können sie Schulden machen, indem sie diese Ausgeben. Wer eine Anleihe erwirbt, erhält das Recht auf Rückzahlung der geliehenen Summe und die Zahlung eines vereinbarten Zinses. Anleihen und die damit verbundenen Rechte können weiterverkauft werden. Im Gegensatz dazu wird man durch den Erwerb einer Aktie zum Miteigentümer des Unternehmens. Immobilieneigentümer haben die Möglichkeit tatsächlich treibhausgasmindernde Investitionen zu tätigen. In Deutschland sind ab dem neuen Jahr Photovoltaikanlagen doppelt steuerfrei. Auf den Kauf einer Solaranlage fällt dann keine Umsatzsteuer mehr an und die Einnahmen aus dem verkauften Strom von kleinen Anlagen bis 30 kW Nennleistung unterliegen nicht mehr der Einkommenssteuer. Andere möglicherweise sinnvolle Investitionen sind eine bessere Isolierung, neue Fenster oder den Tausch einer Gas- oder Ölheizung gegen eine Wärmepumpe. Da niemand anderes als der Hauseigentümer diese Investition tätigen kann und es daher zu keine Verlagerungseffekten kommt, ist der treibhausgasmindernde Effekt dieser Investitionen leicht nachzuweisen.

Felix

Ich bin der Meinung Abbildung 15.5 (zumindest teilweise) verstanden zu haben. Ganz links sind die derzeitigen Finanzflüsse. Grün sind die guten Finanzflüsse und rot die schlechten. Der graue Balken symbolisiert die Netto-Finanzflüsse = gute Finanzflüsse - schlechte Finanzflüsse. Dieser Balken ist auf der >3°-Linie, was bedeutet, dass die derzeitigen Finanzflüsse auf eine Erwärmung um > 3 °C führen werden. Erreichen wollen wir aber eine Erwärmung um < 2 °C, was mit Nettofinanzflüssen, dargestellt durch den grauen Balken ganz rechts, erreicht werden. In der Mitte werden verschiedene Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Finanzflüsse vorgestellt. Rote Pfeile bedeuten, dass schlechte Finanzflüsse bzw. Investitionen reduziert werden und grüne, dass gute Investitionen gesteigert werden. Die Boxen oben verweisen auf die entsprechende Abschnitten im Kapitel. Den Unterschied zwischen Enablern und Follower habe ich noch nicht durchschaut.

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