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DK065 - Waldschutz ist Klimaschutz

Shownotes

DK065 - Waldschutz ist Klimaschutz

…und warum ist smarter Kakao oft gar nicht so schlau?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 65 reden wir über den Wald. Und über die Felder. Es geht um Landwirtschaft, Forstwirtschaft, pupsende Tiere und die überraschend schlechte Kimabilanz von Reis. Wir schauen uns an, wo hier die ganzen Treibhausgase herkommen und was man tun kann, damit es weniger werden. Spoiler: Es lohnt sich wirklich, den Wald zu schützen. Und die Bioenergie sollte man auch nicht vergessen; selbst wenn sie nicht die optimalste Strategie zum Klimaschutz ist.

Willkommen im Wald

Das Kapitel 7 von Teil III beschäftigt sich mit AFOLU und das steht für ”Agriculture, Forestry and Other Land Uses”. Also mit all dem, was im Wald stattfindet, in der Landwirtschaft und bei den anderen Dingen, bei denen wir Land nutzen. Das ist wichtig, denn das hat sehr viel Einfluss auf die ganzen anderen Sektoren, zum Beispiel auf die Bioenergie oder die Gebäude, die wir bauen oder nicht bauen. Außerdem kann im AFOLU-Sektor nicht nur CO2 freigesetzt sondern auch aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden.

12 bis 21 Prozent aller Treibhausgase kommen von AFOLU; es ist also klar, dass wir uns damit beschäftigen müssen.

Pupsende Tiere und Reis

Gerade bei AFOLU müssen wir aber nicht nur auf das CO2 schauen, sondern auch auf Methan und Lachgas. Das sind ebenfalls sehr starke Treibhausgase, die hier in größeren Mengen anfallen. Das CO2 stammt vor allem als der Landnutzung und der Waldwirtschaft; Methan und Lachgas eher aus der Landwirtschaft. Abbildung 7.3 zeigt das im Überblick:

Abbildung 7.3

Man beachte den extra aufgeführten Reisanbau! Und man beachte die regionalen Unterschiede - in Süd- und Mittelamerika beträgt der Anteil von AFOLU an den Treibhausgase 58%; in Europa sind es nur 5%.

Methan und Lachgas

Wo Methan und Lachgas herkommen, kann man sich in Abbildung 7.8 anschauen:

Abbildung 7.8

Wer ist schuld an der Abholzung?

Was gar nicht so gut ist für die Welt: Abholzung! Und welche Gründe gibt es, Wald abzuholzen oder nicht? Sieht man in Abbildung 7.9:

Abbildung 7.9

Wie viel Wald haben wir denn eigentlich so auf der Erde? Insgesamt 4,1 Milliarden Hektar, das entspricht 31 Prozent der globalen Landfläche. Das meiste davon findet man in Europa und Russland (25%). 21% Wald stehen in Südamerika, 19% in Zentral- und Nordamerika, 16% in Afrika, 15% in Asien und 5% in Ozeanien. Die Top-5-Länder mit dem meisten Wald sind Russland, Brasilien, Kanada, USA und China.

Von 1990 bis 2020 sind ca 178 Mha Wald verschwunden; fünf mal so viel wie die Fläche von Deutschland. Und pro Jahr verschwanden von 1990 bis 2000 circa 7.8 Mha; von 2000 bis 2010 waren es nur noch 4,7 Mha, was aber immer noch 18 Saarländer sind.

Landwirtschafttrends

Überraschenderweise wird die Fläche für die Landwirtschaft global weniger. 2 Prozent, was nicht viel ist - aber wir haben das locker ausgeglichen durch intensivere Landwirtschaft.

Wo Straßen sind, da verschwinden die Bäume

70% der Wälder auf der Welt sind weniger als 1 km vom Waldrand entfernt. Was vor allem daran liegt, dass man immer mehr Straßen durch die Wälder baut. Das fördert die Abholzung und stört die Biodiversität. Pro km legaler Straße im Amazonas existieren geschätze 3 km illegaler Straße.

Wozu brauchen wir den Wald?

Was macht man so im Wald und mit dem Wald? Ein Drittel davon verwendet wir zur Produktion von Holz und anderem Kram. 10% werden für Biodiversitätsschutz genutzt. Circa 8 Prozent dienen dem Boden- und Wasserschutz. Und circa 5% nutzen wir für Erholung, Tourismus, Religion und Kultur.

Was können wir tun?

Im IPCC-Bericht wird zwischen dem technisch und wirtschaftlich machbaren Dingen zur Reduktion der Treibhausgase unterschieden. Technisch machbar ist das, was sinnvollerweise getan werden kann, wenn wir alles nutzen, was uns jetzt zur Verfügung steht. Wirtschaftlich machbar ist das, von dem man ausgeht, das es getan wird, wenn ein bestimmter CO2-Preis vorausgesetzt wird.

Würden wir alle Maßnahmen umsetzen, die wir aktuell kennen, könnten wir im AFOLU-Sektor pro Jahr 8-14 Milliarden Tonnen CO2eq einsparen. Das gilt aber nur für einen CO2-Preis von 100 Dollar pro Tonne. Beim aktuellen CO2-Preis würden wir nur die Hälfte davon einsparen. Würden wir dagegen alles machen, was technisch machbar wäre, wäre auch das doppelte drin!

Generell gilt: Die beste Option ist auf jeden Fall das Wiederaufforsten und das Wiederherstellen von Ökosystemen. Und das Schützen von bestehenden Flächen! So gut wie alle Abschwächungsmaßnahmen sind verfügbar und bereit zum Einsatz - wir müssen sie halt auch einsetzen.

Jede Menge Maßnahmen

Was es alles für Maßnahmen gibt kann man sich in Abbildung 7.11 im Detail anschauen:

Abbildung 7.11 Abbildung 7.11

Was bringt Bio?

Nutzt es was fürs Klima, wenn wir uns auf Biolandwirtschaft konzentrieren? Nicht unbedingt. Es wird zwar weniger Treibhausgas pro Fläche produziert, man braucht aber auch mehr Fläche für den selben Ertrag. Wie die Art der Landwirtschaft mit dem Klimaschutz zusammenhängt, zeigt Abbildung 1 aus Box 7.5:

Abbildung Box 7.5

Bioenergie und BECCS

Bioenergie kriegen wir, wenn wir Zeug das aus der Landwirtschaft stammt, in Gas, Treibstoff, Wärme, usw umwandeln. Und wenn wir das dabei auftretende CO2 auch noch einfangen und speichern, dann nennt sich das “BECCS”. Ist aber leider alles sehr kompliziert. Das Potenzial für Bioenergie liegt auf jeden Fall bei 4-60 Exajoule pro Jahr, wenn wir nur Zeug verwenden, das anderswo übrig gebliebenist. Und zwischen 46 und 245 Exajoule, wenn wir dezidiert Biomasse für Bioenergie anbauen, dort wo es sinnvollerweise geht. Zum Vergleich: 4 Exajoule sind ein Drittel des US-Energieverbrauchs pro Jahr.

Ein kurzer Blick auf die Ernährung

Eine “nachhaltige, gesunde Ernährung” ist generell zu empfehlen, meint auch die WHO. Der Wechsel zu einer nachhaltigen gesunden Ernährung bringt ein bisschen was in Sachen Klimaschutz, aber es gibt Sachen die mehr bringen auf dem AFOLU-Sektor

Politik und Geld

Tabelle 7.4 zeigt, was man so investieren kann, wenn man gerne will. Aber man sollte auf jeden Fall mehr investieren als die derzeitigen 700 Millionen Dollar pro Jahr. Die reichen längst nicht!

Tabelle 7.4

Smarter Kakao

Ein Fallbeispiel für Änderungen in der Landwirtschaft ist der “Climate Smart Cocoa”. Darüber kann man sich hier oder hier informieren. In Ghana hat man probiert, durch die Kombination von Kakao mit anderen anderen Pflanzen den Klimaschutz zu stärken. Die Sache aber leider nicht optimal umgesetzt…

Zwei Botschaften zum Schluss

Ohne weitere Worte, direkt aus dem Bericht:

”Concerted, rapid and sustained effort by all stakeholders, from policy makers and investors to land owners and managers is a pre-requisite to achieving high levels of mitigation in the AFOLU sector.”

Realizing the mitigation potential of the AFOLU sector depends strongly on policies that directly address emissions and drive the deployment of land-based mitigation options, consistent with carbon prices in deep mitigation scenarios.”

Weiterführende Informationen

Kapitel 7 des dritten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

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Kommentare (1)

Rainer Kirmse , Altenburg

Gedicht zum Waldzustandsbericht Frust statt Waldeslust PATIENT WALD Über allen Wipfeln war Ruh,' heute setzt man dem Walde zu. Naturidyll zu Goethes Zeit, heute leidet der Wald weltweit. Unwetter, Hitze, Wassernot; die grüne Lunge ist bedroht. Feuer wüten in Wald und Flur, Klimawandel zieht seine Spur. Karl, der Käfer, in der Kiefer; auch zur Fichte zieht's Geziefer. Statt sattes Grün und Waldeslust, kranke Bäume und Försters Frust. Jeder Baum, der zum Opfer fällt, macht etwas ärmer uns're Welt. Wenn's mit dem Wald zu Ende geht, stirbt letztlich der ganze Planet. Zu viele Buchen und Eichen mussten schon der Kohle weichen. Retten wir den heimischen Wald, bewahren die Artenvielfalt. Kämpfen wir für Mutter Erde, dass sie nicht zur Wüste werde. Die Jagd nach ewigem Wachstum bringt letztlich den Planeten um. Das oberste Gebot der Zeit muss heißen Nachhaltigkeit. Statt nur nach Profit zu streben, im Einklang mit der Natur leben. Rainer Kirmse , Altenburg Herzliche Grüße aus Thüringen

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