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DK061 - Das Ensemble der Möglichkeiten

Shownotes

DK061 - Das Ensemble der Möglichkeiten

…und wo bleiben die Klimakönige?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 61 geht es um das “Ensemble der Möglichkeiten”. Wir schauen uns jede Menge Szenarien an, mit denen wir in Zukunft dafür sorgen können, dass weniger Treibhausgase freigesetzt werden. Wie man solche Szenarien aufstellt und analysiert und ihre Machbarkeit bewertet: Das ist Thema dieser Folge. Und wir stellen fest: Es gibt nicht nur noch die Chance auf eine gute Zukunft; wir haben sogar noch Auswahl!

Was will Kapitel 3

Wie gehen die Emissionen runter? Das ist die Frage, die uns alle beschäftigen sollte. Und genau solche Szenarien schauen wir uns in Kapitel 3 an. Es gibt darum, wie die langfristigen Zielen - also zum Beispiel bestimmte Erwärmungslevel der Erde - erreicht werden können. Und welche “Emissionspfade” daraus folgen und welchen “Abmilderungspfaden” wir dafür folgen müssen. Im Gegensatz zum letzten Kapitel geht es jetzt also nicht um die Emissionstrends, also die Vergangenheit, sonder num die Emissionspfade, nämlich die Zukunft.

Wir wandeln Emissionspfade

Erste Erkenntnis: Es gibt sehr viele Emissionspfade und ihre Zusammenstellung ist ein “Ensemble”. Oder, wie es das IPCC nennt: Ein “ensemble of opportunity”, also ein Ensemble der Möglichkeiten.

Wir wandeln Abmilderungspfade

Die diversen Abmilderungspfade kommen aus den unterschiedlichen Klimamodellen und - wie so oft in der Wissenschaft hat alles komische Akronyme. Daher schweifen wir ein wenig ab und tauschen uns über die Akronymbildung in der Naturwissenschaft aus. Außerdem treffen wir im Text auf Daniel Huppmann aus Folge DK002, der eine Szenario-Datenbank programmiert hat. Anschauen kann man sich sowas zum Beispiel hier. Braucht man auch, immerhin gibt es mehr als 3000 Szenarien die wissenschaftlich erforscht wurden.

Klima MAGICC Bei den Szenarien ist auch jede Menge “MAGICC” involviert. Das steht für “Model for the Assessment of Greenhouse Gas Induced Climate Change” und man kann hier ein wenig zaubern üben.

Abbbildung 3.5 zeigt uns, wie die Wahl und Analyse der Szenarien aussieht:

Abbildung 3.5

Und in Tabelle 3.1 kann man sich die Auswirkung der Szenarien noch mal ansehen.

Tabelle 3.1

Tabelle 3.1

Nach der Qualitätskontrolle bleiben noch 1202 Szenarien übrig.

Man kann sich auch anschauen, wie sich aus den “Illustrated Pathways” aus der vorletzten Folge die Szenarien entwickeln, zum Beispiel in Abbildung 3.7:

Abbildung 3.7

Und bei der Energiegewinnung sieht das so aus:

Abbildung 3.8

Für die Zukunft ist alles möglich

Wie die Szenarien mit den SSPs zusammenhängen, zeigt Abbildung 3.10:

Abbildung 3.10

Und wir sehen: Für die Zukunft ist noch alles möglich!

Netto-Null und Neutral ist nicht dasselbe

Bisher haben wir alles global betrachtet. Wenn man aber regional hinschaut oder die unterschiedlichen Sektoren betrachtet, dann sieht man eine ungleiche Verteilung der Abmilderungskosten.

Auch die Begriffe “Netto Null” und “CO2-neutral” darf man nicht verwechseln. Es kommt darauf ob man die Emissionen bei dem auf Null setzt, was man direkt kontrollieren kann (netto null) oder auch alle anderen beteiligten Emissionen berücksichtigt (CO2-Neutralität).

Verlorene Vermögenswerte

Welche Vermögenswerte sind in Zukunft einem Risiko ausgesetzt? Vor allem die, die mit fossiler Energie zu tun haben. Auf Platz 1 zum Beispiel all das Geld, das in Braunkohlekraftwerken steckt. Je später man mit Abmilderung startet, desto mehr Vermögenswerte sind bedroht. Vor allem die Politik muss klar machen, dass sich solche Investments nicht lohnen; und wenn sie das nicht glaubwürdig macht, machen die Leute das trotzdem.

Was auch hilft: Schnell CO2 senken. Langfristig macht das weniger Kosten, auch wenn davor ein wenig mehr anfallen können.

Außerdem spannend: Wenn man sich für Verhütung und freiwillig Familienplanung einsetzt, ist das gut fürs Klima.

Dimensionen der Machbarkeit

Die Szenarien können nach verschiedenen Dimensionen der Machbarkeit bewertet werden. Zum Beispiel geophysisch, ökonomisch, technologisch, soziokulturell, und so weiter. Je nachdem kann so ein Szenario plausibel sein. Oder nur theoretisch plausibel. Oder gar “unprecedented”.

Ein Hindernis bei der Machbarkeit ist die Konzentration der Politik auf die Legislaturperiode. Die Monarchie wollen wir aber trotzdem nicht mehr einführen…

Weiterführende Informationen

Kapitel 3 des dritten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Kommentare (2)

Martin

PS: Es gibt ein noch viel besseres Negativ-Bsp., wie die Politik mit halbherzigen Entscheidungen und Kompromissen jahrzehntelang (bis heute) die Realität ignoriert und kläglich versagt hat: Fischerei-Fangquoten. Seitens der Wissenschaft gibt es klare Empfehlungen für Fangquoten (um den maximalen Fischereiertrag sichern), doch Politiker setzen sich regelmäßig darüber hinweg. Wenn aber mehr gefischt wird als nachwächst, muss doch allen beteiligten klar sein, dass am Ende der Zusammenbruch der Fischbestände steht ;-( Ich zitiere mal aus der erstbesten Studie (Nordsee-Kabeljau 2021), die ich gefunden habe: "Seit [1970] nahm der Bestand bis 2005 fast kontinuierlich ab [-80%]. Ab Mitte der 1980er Jahre befand er sich außerhalb sicherer biologischer Grenzen [] Der Zusammenbruch wurde durch eine stete Überfischung des Bestandes und ungünstige Umweltbedingungen verursacht. [] Die Fangmengen müssen daher zunächst noch weiter reduziert werden, um den Fischereidruck zu senken und den Bestand anwachsen zu lassen." Quelle: https://www.fischbestaende-online.de/fischarten/kabeljau-dorsch/nordsee-kabeljau Es wäre schön, wenn Politiker (aber auch Bürger, Konzerne etc.) auch mittel- und langfristig denken würden. Aber ganz offensichtlich ist das bei der Mehrheit nicht der Fall ...

Martin

Danke für eure Erklärungen. Mit dieser Folge ist mir erst richtig klar geworden, dass bei allen Abmilderungspfaden, bei denen am Ende der weitere Temperaturanstieg gestoppt wird, am Ende auch immer Netto-Null Emissionen stehen. Die Maßnahmen in allen Pfaden sind also im Wesentlichen sehr ähnlich, nur die Geschwindigkeit der Umsetzung unterscheidet sich. Wenn also die Maßnahmen für ein 3° Ziel die gleichen sind wie für ein 1,5° Ziel, ist mir umso unverständlicher, warum nicht mir höchster Priorität an der Umsetzung der Maßnahmen gearbeitet wird... Leider bedeutet "Netto-Null Emissionen" aber auch, dass "halber" Klimaschutz nicht zum Ziel führt: entweder man ist hinterher klimaneutral und hat den Temperaturanstieg gestoppt, oder eben nicht. Politiker lieben aber leider "Kompromisse" und halbherzige populistische Entscheidungen, und das lässt nichts gutes erwarten. Typisches Bsp. war die Pandemie: es war klar, dass der R-Wert unter 1 gebracht werden musste. Aber trotzdem haben Politiker mit ihren Kompromissen dafür gesorgt, dass das Ziel häufig nicht erreicht wurde :-(

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