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DK053 - Die Wüste lebt (und breitet sich aus)

Shownotes

DK053 - Die Wüste lebt (und breitet sich aus)

…und warum brauchen wir mehr Pastoralismus?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 53 geht es um die Wüste. Beziehungsweise um die Wüstenbildung. In sehr vielen Ecken der Erde ist es jetzt schon trocken und das ist auch ok. Nicht ok ist es, wenn es zu trocken wird und die trockenen Regionen sich immer weiter ausbreiten. Deswegen reden wir in dieser Folge über die Wüstenbildung, Sandstürme, Trockenheit und Landdegradationsneutralität.

AG II CCP 2

Wir reden über Wüsten

Grob die Hälfte der Landfläche der Erde ist von Trockengebieten bedeckt und circa 3 Milliarden Menschen dort. 6 Prozent der Megastädte sind in diesen Wüstengebieten. Es ist also durchaus wichtig zu schauen, was dort abgeht. Vor allem, weil die Wüsten auch einen großen kulturellen Wert für die Menschheit hatten und haben. Und immer mehr Menschen sich in solchen Gebieten ansiedeln.

Und es ist nicht unbedingt super, wenn es immer mehr Wüsten gibt. Deswegen klären wir zuerst, was mit “land degradation” gemeint ist: Nämlich ein negativer Langzeittrend der durch menschliche Aktivität ausgelöst wird und das Land so beeinflusst, dass sein biologischer oder ökologischer Wert sinkt. Und wenn so etwas in Trockengebieten stattfindet, dann nennt man das “Desertifikation” beziehungsweise “Wüstenbildung”.

Ein Index für die Trockenheit

Man kann Trockenheit zum Beispiel über den mittlere Jahresniederschlag messen und dann kriegt man den Ariditätsindex (AI). Das ist ein ok-er Index, aber er ist nicht immer die beste Wahl. Zum Beispiel die Evapotranspiration wird von solchen simplen Indizes nicht immer gut berücksichtigt.

Einen globaler Trend bei der Wüstenbildung und Trockenheit auszumachen ist schwierig; in trockenen Gebieten ist die globale Erwärmung aber höher als anderswo: 1,2-1,3 Grad mehr im Vergleich zu 0,8-1,0 Grad in den feuchteren Gebieten.

Sandstürme!

Wenn die Böden immer trockener werden, gibt es mehr Staub und damit mehr Sand/Staubstürme. Es ist allerdings nicht immer leicht bei der Ursache dafür zwischen Klimafolge und Landnutzungsfolgen zu unterscheiden. Aber die natürlichen Trockengebieten verursachen mehr als drei Viertel allen Staubs; das, was durch Landwirtschaft % Co produziert wird ist also auf jeden Fall weniger.

In Zentralasien zum Beispiel kann es in Zukunft zu Staubstürmen kommen, die die landwirtschaftlichen Flächen dort bis zu 10 Zentimeter dick mit Sand und Staub bedecken. Wie es mit den “High Dust Days” aktuell aussieht, kann man in dieser Abbildung sehen:

Abbildung CCP3.2

Und diese Tage werden in Zukunft auf jeden Fall mehr und das schlecht für so ziemlich alles.

Was ist Pastoralismus und warum brauchen wir mehr davon?

Pastoralismus hat nichts mit Religion zu tun sondern bedeutet “Naturweidewirtschaft”. Die wird in Europa nicht so intensiv betrieben, aber anderswo auf der Welt sehr wohl. Mehr als 200 Millionen Haushalte nutzen diese Viehhaltungsform und das auf einem Viertel der globalen Landfläche. Und Vieh so zu halten, hat eine sehr deutlich geringeren Einfluss auf das Klima als die konventionelle Tierhaltung. Es wäre also gut, wenn das auch anderswo verstärkt eingesetzt wird. Stattdessen wird eher versucht, den Pastoralismus auch dort abzuschaffen, wo er jetzt noch praktiziert wird.

DIe Zukunft der Wüste

Wenn wir die globale Erwärmung bei 1,5 Grad halten können, dann wird eine Dürre, die ansonsten alle 50 Jahre stattfinden, eher doppelt so häufig sein. Und es wird natürlich schlimmer, wenn es noch wärmer wird. Bis 2050 wird es mehrjährige Dürren geben, die es bis jetzt so noch nie gab und zwar unter anderem in Australien, Brasilien, Spanien, Portugal und den USA. Auf allen Kontinenten (bis auf die Antarktis) werden sich die Trockengebiete ausdehnen. Bis 2100 werden im schlimmste Fall mehr als 3 Milliarden zusätzliche Menschen in Gegenden leben, die großer Trockenheit ausgesetzt sind. Und das wird finanzielle Folgen haben. Zum Beispiel werden allein die Gesundheitskosten dadurch im Südwesten der USA von aktuell 13 Milliarden Dollar pro Jahr auf fast 50 Milliarden Dollar pro Jahr steigen.

Landdegradationsneutralität

Abgesehen davon, dass man die Klimakrise in den Griff kriegen sollte, sollte man auch versuchen, die Landdegradierung zu begrenzen und rückgängig zu machen. Das ist das Ziel von Landdegradationsneutralität, zu der sich sehr viele Länder verpflichtet haben. Ob es auch was bringt, wird sich zeigen. Ein großes Problem ist die Politik. Für die ist es cooler, wenn sie sich nach einer Katastrophe hinstellen und Hilfsangebote machen können anstatt schon vorher dafür zu sorgen, dass gar keine Katastrophe stattfindet. Und wie immer gilt: Die Menschen wissen zu wenig Bescheid über die Probleme und Risiken.

Vorschau auf das nächste Kapitel: Das Mittelmeer

Im nächsten Kapitel wird es auch um Wüsten gehen. Und um alles, was wir bisher in den Cross-Chapter-Papers gesprochen haben. Denn dann reden wir über das Mittelmeer.

Weiterführende Informationen

Kapitel CCP 3 des zweiten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

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Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

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Kommentare (1)

Rainer Zufall

Alles Gute zum Geburtstag! (Heute oder morgen?)

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