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DK042 - Reis oder Kartoffel? Klimakrise in Asien

Shownotes

DK042 - Reis oder Kartoffel? Klimakrise in Asien

…und retten Versicherungen die Welt?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 42 geht es um Asien. Und es gibt viel Asien! Vom Polarmeer bis in die Tropen, von der Steppe bis in den Regenwald. Jede Menge unterschiedliche Länder die unterschiedlich von der Klimakrise getroffen werden und unterschiedlich darauf reagieren. Claudia bringt ein wenig System in Kapitel 10 und erzählt von der Nahrungsmittelversorgung, von Mangrovenwäldern und der Möglichkeit, dass vielleicht Versicherungen die Welt retten könnten.

AG II Kapitel 10

Rückblick auf Kapitel 9: Afrika

Wir schauen noch einmal kurz zurück nach Afrika, wo die Menschen am stärksten von der Klimakrise getroffen sind, aber am wenigsten Schuld daran haben.

Wir gehen nach Asien

51 verschiedene Länder machen die IPCC-Region “Asien” aus; dieses Kapitel ist also auf jeden Fall nicht frei von Politik, was man auch schon daran merkt, dass Taiwan als “Provinz von China” bezeichnet wird. Ein bisschen Überblick über die Regionen liefern diese beiden Abbildungen:

Abbildung 10.1

Abbildung 10.3

Mangroven

Für das Klima und vor allem die Anpassung an die Klimakrise enorm wichtig sind die Mangrovenwälder. Deswegen lohnt es sich, auch noch mal einen Blick auf den Wikipedia-Artikel zum Thema zu werfen.

Das Klima in Asien Das Klima in Asien ist - wie sollte es auch anders sein - komplex. Man findet dort ALLE Klimazonen; in Asien gibt es die trockensten und feuchtesten Gebiete; es gibt die höchsten Gebirge, und so weiter. In der Zukunft wird es dort überall sehr viel mehr Hitzewellen geben; der Monsun wird zu Überschwemmungen führen, die Gletscher im Himalaya schmelzen, der Permafrost in Sibirien wird tauen. Mit 5-20% mehr Wahrscheinlichkeit als jetzt wird es Dürren geben.

Asien wird in Zukunft sehr viel mehr Energie für Kühlung im Sommer brauchen. Aktuell nutzt Asien 36% der weltweiten Energie, bis 2050 werden es 48% sein. Bis 2040 wird 80% der weltweiten Kohle in Asien verbraucht werden. Wasser zu kriegen wird auch mehr Energie brauchen; zum Beispiel wenn man es entsalzen muss, es braucht aber auch Wasser, wenn man Energie produzieren will. China wird in 10 Jahren mehr Öl verbrauchen als die USA, Indien wird Amerika 2040 überholen.

Ein Gesamtbild für Asien

Claudia zeichnet ein Gesamtbild für die Klimazukunft Asiens: Die Baumgrenze verschiebt sich nach oben, die Land- und Süßwassergemeinschaften verändern sich. Der Wasserstress beeinflusst Tiere und Pflanzen, die Gletscher schmelzen ab und dadurch wird die Wasserversorgung instabil.

Das sorgt dafür, dass vor allem die Nahrungsmittelproduktion stark betroffen durch die Klimakrise ist. Immerhin 67% der weltweiten Agrarproduktion finden in Asien statt. Ganz besonders der Reisanbau ist wasserintensiv - und Reis hat auch eine ziemlich miese CO2-Bilanz - was nicht heißt, dass man den Leuten dort jetzt einfach allen Kartoffeln zum Essen geben kann.

Die Städte haben auch ein hohes Risiko durch die Klimakrise, auch, weil es dort viele informelle Siedlungen gibt, die nicht geplant oder geschützt werden können. Die Lieferketten können gestört werden und zusammenbrechen, was Auswirkungen auf die ganze Welt hat. Die großen Städte Asiens liegen an den Küsten, was die Lage nur noch verschärft.

Bei der Diskussion der Nahrungsmittelproduktion schweifen wir kurz ab zum Silmarillion von Tolkien und widmen uns dann einer informativen, aber sehr schlecht gemachten Abbildung:

Abbildung 10.6

Die Studienlage ist jedenfalls stückelig und die Abbildung zeigt das gut (schlecht).

Die Goldene Apfelschnecke

Schädlinge werden sich in Zukunft ausbreiten, ganz besonders die goldene Apfelschnecke, die niedlich klingt, aber ein enorm arger Schädling für die Nahrungsmittelproduktion ist. Das wird zu Ernteausfällen führen.

Was kann man denn so tun? Es passiert schon viel in Asien, zum Beispiel durch Hochwasserschutz, durch klimaresistente Stromleitungen und Straßen, durch nachhaltige Flächennutzung oder die Renaturierung von Mangroven.

Das ist alles aber sehr uneinheitlich über ganz Asien hinweg. Und vor allem meistens immer nur reaktiv. Man reagiert, wenn irgendwo was passiert, kümmert sich aber kaum proaktiv um Klimaschutz. Ganz wichtig ist auch die Migration als Anpassungsmaßnahme: Menschen verlassen ihre Heimat, um sich vor den Folgen der Klimakrise zu schützen.

Was fehlt ist zum Beispiel die Ausweitung von Naturschutzgebieten und vor allem die Wiederherstellung der Mangrovenwälder. Die schützen nicht nur vor den Folgen der Klimakrise, sondern speichern auch jede Menge CO2.

Was auch versucht wird: Aquifer Storage and Recovery. Das heißt, Wasser wird aus Flüssen entnommen, wenn da gerade sehr viel ist und später genutzt, wenn wenig da ist. Das soll die Wasserversorgung sichern, ist aber nicht unkompliziert.

Versicherungen retten die Welt?

In Asien bilden sich auch Bauerngemeinschaften: Alle bauen unterschiedliche Sachen an, damit genug da ist, wenn irgendwo mal was ausfällt. Das wird durchaus groß gedacht; Versicherungen helfen den Bauern um Ausfälle auszugleichen. Bisher hat man das zumindest so gemacht; jetzt geht man dazu über, schon proaktiv die Risiken zu finanzieren.

Versicherungen haben ja durchaus sehr viel Macht und Mittel und auch Motivation sich um das Klima zu kümmern. Vielleicht retten sie uns ja alle?

Technologie und Information

Sehr viel Potenzial steckt auch in neuen Technologien, zum Beispiel um Frühwarnsysteme zu bauen. Der Kernpunkt hier ist aber der Informationsaustausch und das ist schwer bei so vielen Ländern die sich nicht alle mögen.

Auch die sozialen Medien können eine Rolle spielen und die Menschen in Echtzeit warnen oder informieren. Was fehlt ist aber Forschung zu den Risiken und Wirkungen des Einsatzes von sozialen Medien in der Krise. Zum Beispiel: Wirkt eine Textnachricht besser als ein Bild?

Auch das Vertrauen in den Staat kann Menschen motivieren - oder auch nicht. Es ist komplex.

Was ist "Glaube" an die Klimakrise?

Claudia ist ein wenig irritiert, weil im Bericht von “Glauben” an die Klimakrise gesprochen wird. Und wir diskutieren ein wenig darüber, wie das gemeint sein könnte.

Vorschau auf die nächste Folge: Australasien

Nach den 51 Ländern in diesem Kapitel haben wir es im nächsten Kapitel mit nur 2 zu tun: Australien und Neuseeland. Wird aber nicht weniger komplex.

"Das Klima"-Podcast international?

Hörerin Susanne fragt uns, ob anderswo auf der Welt auch Leute den IPCC-Bericht lesen und aufbereiten, so wie wir - nur halt auf englisch oder in anderen Sprachen. Uns ist da nichts bekannt - aber wenn jemand was weiß, bitte Bescheid sagen!

Weiterführende Informationen

Kapitel 10 des zweiten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Kommentare (1)

David

Glauben ist für mich nicht religiös belegt, daß "die" da ein Vorrecht auf Nutzung hätten. Für mich ist das auch ein Synonym für "Wahrscheinlichkeit". Wie hoch ist für morgen die Wahrscheinlichkeit, daß es regnet... Glaubst du, daß es regnet. Und ich glaube auch, es gibt nur wenig Hardcore-Klimaleugner. Aber sehr viele, die es eher herunterspielen bzw hoffen von der Wahrscheinlichkeit, daß es schon nicht so schlimm wird...

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