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DK038 - Europas Städte kriegen Probleme

Shownotes

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DK038 - Europas Städte kriegen Probleme

…und wo wachsen die unsichtbaren Pflanzen?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 38 geht es um die Städte. Und um alles, was im Einflussbereich der Städte liegt. Städte sind Klimatreiber. Und die Infrastruktur der Städte ist relevant für so ziemlich alles. Es kommt darauf an, wie wir sie organisieren, wenn die Städte den Risiken des Klimas gewachsen sein sollen. Was sie nicht sind, vor allem nicht die Städte in Europa. Dabei gäbe es genug was man tun könnte und was vergleichsweise einfach wäre. Mehr Grün- und Naturraum. Mehr Radwege und weniger Straßen für Autos. Und vor allem: Es braucht politischen Durchsetzungswillen.

AG II Kapitel 6

Ein Missverständnis aus Teil III

Am Anfang schauen wir kurz voraus, auf Teil III des Berichts und klären ein Missverständnis auf, das in den Medien aufgetaucht ist: Wir haben nicht mehr so viel Zeit wie wir vielleicht gedacht haben.

Rückblick auf Kapitel 5

Wir schauen noch mal kurz auf das letzte Kapitel und das Essen, das uns dort beschäftigt hat.

Was will Kapitel 6

Kapitel 6 handelt von Städten und Siedlungen und darum, wie man nachhaltige Städte baut. . Städte sind Klimatreiber und es geht nicht nur um die Stadt an sich sondern auch um das ganze Umland und die vielen Verknüpfungen die aus den Städten entwachsen.

Was ist eigentlich ne Stadt?

Was eine “Stadt” ist kann man nicht immer so einfach definieren. Der Unterschied zwischen “urban” und “rural” ist eher ein Kontinuum. Aber in Kapitel 6 geht es um “halbdicht besiedelte Gebiete”, also mindestens ein paar miteinander vernetzte Dörfer. Vor allem aber geht es um die Infrastruktur.

Die Farbenlehre der Infrastruktur

Infrastruktur ist bunt, zumindest in der Theorie. Es gibt drei Arten, nämlich erstens die soziale Infrastruktur. Die hat noch keine Farbe, umfasst aber alles was das öffentliche Leben bestimmt, die Theater, die Schulen, die Krankenhäuser, Unis, aber auch soziale Sicherheitsnetze, Versicherungen, und so weiter. Dann gibt es auch noch graue Infrastruktur, womit die physischen Strukturen gemeint sind. Straßen, Schienen, Kanäle, Technik, Strom, Transport, und so weiter. Und schließlich sind da noch blaue und grüne Infrastruktur, also alles was mit Wasser und Pflanzen zu tun hat.

Es ist ein komplexes System und wenn da irgendwo ne Störung ist, dann ist potenziell alles gestört. Auch die Menschen spielen eine Rolle: Wenn Menschen sich anderswo ansiedeln, dann ändern sich die Finanzen einer Stadt und das hat Auswirkungen auf die Infrastruktur.

Risiken für Städte

Die vom Klima ausgelösten Risiken für die Städte betreffen die Infrastruktur, aber auch die Menschen. Wenn zum Beispiel die Hitze dank schlechter Infrastruktur zu “Hitzeinseln” führt, dann beeinträchtigt das die Kinder in der Schule. Und in ihrer Freizeit. Und andere Menschen auch. Das kostet: aus medizinischer Sicht, für Klimaanlagen, usw und das können sich nicht alle leisten. Womit die Hitze auch die soziale Infrastruktur betrifft. Und wenn man was dagegen unternimmt kann es sein, dass man eine “grüne Gentrifizierung” kriegt; sich die Menschen es also nicht mehr leisten können, in der klimafreundlichen Gegend zu wohnen. Klimaanpassung muss immer sozial gerecht und nachhaltig sein.

Risiken für das Gesundheitssystem

Das Gesundheitssystem kann natürlich auch betroffen sein. Wenn die Infrastruktur gestört ist, können nicht nur Krankenhäuser physisch betroffen sein. Auch das Personal kann dann vielleicht nicht mehr in die Einrichtungen. Die Auswirkungen sind immer mehr als die Summe der Teile.

Unsere Städte sind nicht vorbereitet

Eine Studie hat 517 Städte in Europa untersucht um rauszufinden wie viele anfällig für Klimarisiken sind. Knapp 100 davon sind gleich von mindestens 2 Risiken betroffen, was doof ist, weil man sich dann von einem Ereignis langsamer erholen kann. Und so gut wie keine Stadt hat die Pläne (sofern vorhanden) zum Klimaschutz schon umgesetzt. : Wie viele

Diese Lücke zwischen Risiko und Anpassung heißt wenig überraschend die “Anpassungslücke”. Und wie das global aussieht, kann man sich in Abbildung 6.4. anschauen:

Abbildung 6.4

Es schaut also nicht so gut aus für die europäischen Städte. Und selbst das was wir planen, wird nur für Verbesserungen für die wohlhabenden Menschen führen.

Was können wir tun?

Man kann jede Menge Sachen tun um die Städte klimasicherer zu machen. Frühwarnsysteme helfen und damit sind nicht (nur) Sirenen gemeint, sondern auch soziale Maßnahmen. Man soll die Erfahrung von Menschen ausnutzen die schon wissen, was man tun könnte. Sowas hilft immer und kostet kaum was. Die Infrastruktur muss redundanter werden, damit Ausfälle nicht kritisch werden. Es braucht Daten, damit man besser reagieren kann. Und bei der Bildung kann man jede Menge tun. Schulen müssen da sein, sie müssen klimasicher sein und in den Schulen kann man den Kindern was über das Klima beibringen. Dabei darf man aber auch die Erwachsenenbildung nicht vergessen. Und das kulturelle Erbe auch nicht. Bei den Anpassungen muss man sich oft entscheiden ob man altes behält oder neues schafft und wir werden viel verlieren…

Ein Funken Hoffnung

Was man sehr leicht umsetzen kann sind naturbasierte Lösungen. Die sind “low regret”, das heißt es ist nicht riskant, lohnt sich eigentlich immer und hat so gut wie keine negativen Auswirkungen. Man kann mehr Naturraum schaffen, das ist für so gut wie alles förderlich. Man kann Gebäude anders bauen um Hitzeinseln vermeiden. Mehr Gründächer, die Straßen verschmälern, mehr Grünstreifen. Man kann Kühlzentren errichten, Bauvorschriften ändern und sehr vielversprechend gegen Hitzestress ist es, Sonnenschutz und Isolierung zu verbessern und natürliche Belüftung von Gebäuden zu fördern. Carsharing hilft und vor allem eine bessere Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr. Das ist extrem gut für Klimaschutz, gegen Klimarisiken und für die Gesundheit. Was man nicht tun sollte ist das, was die Stadt Wien gemacht hat. Nämlich Naturraum verringern und neue Straßen bauen.

Was verhindert die Anpassung?

Was behindert die Anpassung: Politische Handlungslücken! Es gibt Richtlinien. Aber die werden nicht umgesetzt!

Fünf Prinzipien für klimasichere Kommunen und Städte

Was man tun kann hat das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung aufgelistet:

  • Frühwarnsysteme verbessern und den Bevölkerungsschutz stärken
  • Schwammfähigkeit und Speicherfähigkeit steigern
  • Klimaprüfung von kritischen Infrastrukturen durchsetzen
  • Klimasicherheit von Gebäuden fördern
  • Gestaltungs- und Durchsetzungswille ist ebenso notwendig wie Kooperation und Solidarität

Vorschau auf Kapitel 7: Gesundheit

In der nächsten Folge wird es noch ein wenig persönlicher. Denn dann reden wir darüber, wie die Klimakrise unsere Gesundheit beeinflusst.

Weiterführende Informationen

https://www.deutscher-podcastpreis.de/podcasts/das-klima/

Kapitel 6 des zweiten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Kommentare (1)

Markus

Hi Leute! Gute Episode über die Städte! Ich habe dazu ein bisschen Information auch noch zu Klimaanlagen, weil ich mich mit dem Thema beschäftige: Leider ist es so, dass UHI und heißeres Klima kombiniert, dazu führen dass Menschen in Städten verstärkt zu aktiver Klimatisierung greifen - das schafft eine positive Rückkopplungsschleife: je heißer es ist, desto mehr Klimageräte gibt es, desto mehr Energie wird für diese verbraucht, desto mehr Abwärme wird an die Umgebung abgegeben, desto heißer wird es... Ihr könnt in diesen Papers mehr dazu lesen: https://www.nature.com/articles/s41612-019-0096-2 (Open Access) https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2013JD021225 (Open Access) Ideal ist es daher, wenn alle Neubauten in Städten so geplant werden, dass sich die Stadt (1) möglichst kühl anfühlt (das ist bis zu einem gewissen Grad unabhängig von der thermodynamischen Lufttemperatur) und (2) in der Nacht gut abkühlen kann. Dann gibt es weniger Klimaanlagen und damit weniger Abwärme und der Effekt ist über Jahrzehnte ein positiver Beitrag zum Stadtklima, ganz ohne Klimaanlage. Dazu kann ich auch noch einen Beitrag aus Österreich anbieten: man kann diese Effekte nämlich mittlerweile berechnen und damit vorausplanen. Zuletzt wurde das für die Seestadt Aspern in Wien gemacht und dazu gibt es sogar ein interaktives 3D Online-Modell, in dem man sich die Effekte von Sonneneinstrahlung, Wind, Luftfeuchte, Verdampfungskühlung etc. ansehen kann. Ihr findet das hier: https://rheologic.net/articles/microclimate-aspern-development/ https://rheologic.net/3D/aspern-seestadt/

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