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DK020 - Eisschmelze und Meeresströmungen

Shownotes

DK020 - Eisschmelze und Meeresströmungen

…und wo sind die Salzfresser-Bakterien?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

Kapitel 9 des IPCC-Berichts handelt vom Wasser. Wieder einmal, diesmal aber in epischer Ausführlichkeit. Wir diskutieren daher den Anstieg des Meeresspiegels und alles, was ihn beeinflussen kann. Vor allem das schmelzende Eis - wobei diese Prozesse gar nicht so einfach vorhersagbar sind. Wir freuen uns, die Einheit “Sverdrup” entdeckt zu haben, mit der man Meeresströmungen misst; freuen uns dann aber nicht so sehr darüber, dass der Golfstrom vermutlich schwächer werden wird. Die Mengen an Eis, die in Grönland und der Antarktis geschmolzen sind und weiter schmelzen werden lassen sich nur schwer veranschaulichen. Aber wir tun unser bestes. Viel Spaß mit einer kalten und feuchten Folge!

Kapitel 9 rechtfertigt sich

Kapitel 9 beginnt mit einer Rechtfertigung seiner selbst. Und erklärt unter anderem, jetzt besser simulieren zu können, wie Eisschilde mit dem Rest der Welt wechselwirken als früher.

Wo ist der Boden?

Um zu verstehen, wie sich der Meeresspiegel verändert, muss man zuerst einmal wissen, wie man misst. Und wo der Boden ist. Da gibt es mehrere Möglichkeiten der Definition. Aber wenn man das mal hat, kann man sich anschauen, was sich ändert. Und vor allem wodurch: Durch Änderungen der Wassertemperatur zum Beispiel oder durch Änderungen im Salzgehalt. Und unerwarteterweise ist der Meeresspiegel durchaus auch etwas, was regional stattfinden kann. Zum Beispiel wenn große Mengen Eis ins Meer fallen und sich dadurch der Meeresboden hebt:

Abbildung 8.23

Oder durch Dämme, anderes Zeug das wir an die Küste bauen, und so weiter.

Eisberg!

Wenn Eis schmilzt, wird es nicht einfach nur flüssig. Also schon, aber es kommt darauf an, was schmilzt. Wasser von Gletschern kommt zB nicht unbedingt sofort in die Ozeane; Wasser der Eisschilde schon. Und dort können wirklich große Eisstücke abbrechen. Auf jeden Fall muss man aber verstehen, was ein Geoid ist, wenn man den Meeresspiegelanstieg messen will.

Exkurs zum Geoid

Damit wir verstehen, was ein Geoid ist, gibt es einen kurzen Exkurs von Florian. Die Erde hat eine Form und diese Form heißt “Geoid”. Welche Form ist das? Die Form, die die Erde hat. Die Erde ist als erdförmig und das hilft leider nicht viel weiter. In erster Näherung ist sie natürlich eine Kugel; weil das Material in der Erde aber an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich dicht ist, ist auch die Form der Erde nicht exakt regelmäßig. Deswegen muss man den Meeresspiegel immer auch in Bezug auf diese unregelmäßige Form messen. Mehr zum Geoid hat Florian im “Sternengeschichten”-Podcast erklärt.

*Auch ein paar Zentimeter sind gefährlich

Lokal kann sich der Meeresspiegel aus vielen Gründen ändern. Wenn der Boden sich verdichtet; wenn wir Wasser, Gas oder Öl aus dem Boden holen, wenn es Erdbeben oder Vulkanausbrüche gibt, und so weiter. So was kann durchaus auch dramatisch sein, zum Beispiel beim Storegga-Ereignis vor 8200 Jahren, als Doggerland unterging.

Neben dem Klimawandel gibt es auch diverse kurzfristige Ereignisse, die den Meeresspiegel ansteigen lassen:

Abbildung 9.2

Das bedeutet, dass auch schon ein paar Zentimeter Meeresspiegelanstieg durchaus große Gefahr für niedrig liegende Inselstaaten darstellen können. Wenn alles katastrophal zusammenkommt, kann so eine Insel verschwinden, auch wenn man denkt, sie wäre noch “sicher”.

Einmal kurz durch die Ozeane

Florian schaut einmal kurz durch die Ozeane. Die Temperatur des Wasser steigt immer mehr an und sie macht keine Anstalten, mit diesem Anstieg aufzuhören:

Abbildung 9.3

Wir müssen schon bis 2100 warten, bevor das ein Ende hat; wahrscheinlich sogar bis 2300. Das ist alles nicht gut; denn durch die Klimakrise wird auch die Wasserschichtung stabiler. Was Auswirkungen auf die Ökologie und die Meeresströmungen hat. Wenig überraschend wird es auch am und über dem Meer immer heißer und dort wo es salzig ist, wird es salziger (und umgekehrt). Alles nicht so toll.

Hallo Sverdrup

Wenn wir wissen wollen, wie sich die Meeresströmungen verhalten, dann brauchen wir eine Einheit, die das misst. Die gibt es nicht nur, sie heißt Sverdrup und wird in Milliarden Litern pro Sekunde gemessen.

Abbildung 9.10

Leider ist die Sache so komplex, dass wir da nicht wirklich gute Vorhersagen machen können. Man ist sich zwar sicher, dass die Atlantische Umwälzströmung (inklusive Golfstrom) schwächer werden wird. Aber nicht wie stark und nicht genau wann.

Schlampige Eisbeobachtung

Im Meer ist nicht nur Wasser; manchmal ist auch Eis oben drauf. Das wird immer weniger, aber messen wollen wir die Meereisbedeckung trotzdem. Dazu gibt es zwei Größen: Einmal die Meereisfläche und dann die Meereisausdehnung. Klingt als wäre es das gleiche, ist es aber nicht. Einmal zählt man nur, ob mehr als 15 Prozent einer Fläche voll mit Eis ist oder nicht. Und bei der zweiten Methode ist man ein wenig genauer. Florian nennt das die “schlampige” und die “nicht so schlampige” Methode, was Claudia aber nicht gelten lassen will. So oder so: Der arktische Ozean wird noch vor 2050 im Sommer eisfrei sein. Und in der Antarktis schaut es nicht besser aus. Aber immerhin: Beim Meereis gibt es keine Kipppunkte - sobald es mal wieder kälter wird, kommt das Eis wieder zurück.

5000 Gigatonnen Grönland

Zwischen 1992 und 2020 hat Grönland 5000 Gigatonnen seines Eises ins Meer verloren. Das ist das 4fache der globalen Biomasse bzw. das 4,4fache der menschengemachte Masse auf dem Planeten. So ein Gletscher schmilzt aber nicht nur, weil oben weniger nachfriert als unten wegfließt. Sondern auch, weil er oben schmutzig ist; zum Beispiel durch Staub oder Algenbelag. Und wenn große Stücke abbrechen, wird die Vorhersage extrem schwierig. Deswegen muss man sich auch mit der Marine Ice-Cliff Instability beschäftigen. Und was das ist, kann man sich hier anschauen:

Abbildung FAQ 9.1

Feedback und Erratum zum Strahlungsantrieb

In Folge 16 haben wir einen kleinen Fehler bei der Erklärung des Strahlungsantriebs gemacht. Bei der Transient Climate Response geht es nicht darum, dass jedes Jahr eine fixe Menge an CO2 in die Atmosphäre kommt, sondern um den Eintrag eines fixen Prozentsatzes der bestehenden Menge. Darauf habt ihr uns netterweise hingewiesen. Vielen Dank!

Ausblick auf die nächste Folge

Es geht nochmal ums Wasser. Überraschung! Diesmal dann ganz konkret um den Anstieg des Meeresspiegels.

Hinweis zur Werbung und zu Spenden

Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden.

Weiterführende Informationen

Kapitel 9 des Klimaberichts ist hier als pdf downloadbar.

Kontakt und weitere Projekte

Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an podcast@dasklima.fm. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Blog Florian| Homepage Florian| Veranstaltungen Florian

Kommentare (1)

grv0815

Zum extreme water level kann man auf die Flutkatastrophe von 1953 (der Nordsee) verweisen, die in den Niederlanden, England, Belgien sowie auf See insgesamt 2408 Todesopfer forderte.

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