DK126 - Overshoot ist gefährlich!
Shownotes
DK126 - Overshoot ist gefährlich!
Und: Warum können wir es nicht einfach kurz mal locker angehen beim Klimaschutz?
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lasen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.
In Folge 126 widmen wir uns dem Overshoot. So nennt man die Strategie, ein Klimaziel zwischenzeitlich zu verfehlen, aber mit der Absicht es am Ende doch einzuhalten. Also zum Beispiel zu riskieren, dass die globale Temperaturerhöhung um mehr als 2 Grad ansteigt, solange sie Ende des Jahrhunderts wieder darunter liegt. Warum das aber alles andere als eine gute Idee ist, diskutieren wir in dieser Folge.
Wer den Podcast unterstützen will, kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.
Winzer und wEBtalk
Wir blicken zuerst kurz zurück auf die letzte Folge, zu der wir interessante Mail von Winzern bekommen haben. Und dann erwähnen wir noch den Talk, den Claudia gemeinsam mit Helmut Jungwirth von der Uni Graz über Wissenschaftskommunikation gehalten hat. Kann und soll man sich gerne hier auf YouTube ansehen.
COP 29 und immer noch kein Erfolg
Wir schauen kurz zur Klimakonferenz in Baku (COP29), die vom 11. bis 22. November 2024 stattgefunden hat. Florian beschreibt, wie führende Wissenschaftler und Organisationen, einschließlich Johann Rockström und Ban Ki-moon, einen offenen Brief an die UN gerichtet haben, in dem sie die gegenwärtige Struktur der Klimakonferenzen als ineffektiv bezeichnen. Auch nicht hilfreich: Die problematischen Aussagen des dortigen Präsidenten, die den Ernst der Klimakrise infrage stellen.
Vor gut 10 Jahren war alles noch optimistischer. Die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris war ein Meilenstein: Erstmals einigten sich Staaten weltweit darauf, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, idealerweise auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900), zu begrenzen. Dieses Ziel sollte durch nationale Klimaschutzpläne, internationale Zusammenarbeit und ambitionierte Maßnahmen erreicht werden. Doch knapp ein Jahrzehnt später ist die Bilanz ernüchternd: Länder halten ihre Klimapläne nicht ein, 2024 wird das bisher wärmste Jahr der Messgeschichte mit Rekoremissionen und es wird das erste Jahr, in dem die globale Temperaturerhöhung über 1,5 Grad liegen wird. Der aktuelle Emission Gap Report der UN zeigt deutlich, dass wir massiv am Klimaschutz scheitern.. Allein 2023 wurden 57,1 Gigatonnen CO₂ ausgestoßen – ein neuer Höchststand. Wir müssten eigentlich eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 42 % schaffen und bis 2050 noch mehr. Aber das scheint in weiter Ferne. Ein weiterer Schlag für die Klimadiplomatie: Argentinien hat sich von den Verhandlungen zurückgezogen, in den USA wird Trump Präsident und Saudi-Arabien boykottiert, wo es nur geht.
Overshoot
Das bedeutet, dass wir uns mit dem Konzept des Overshoots auseinandersetzen müssen: ein temporäres Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze (oder der 2-Grad-Grenze), bevor die Temperaturen wieder sinken. Ein aktuelles Paper in Nature beleuchtet die Risiken und Szenarien des Overshoots. Es unterscheidet vier Hauptpfade:
- Standard-Pfad: Die Temperatur steigt, erreicht einen Maximalwert und fällt knapp unter 1,5 °C zurück. Voraussetzung: frühzeitige und drastische Emissionsreduktionen.
- Enhanced-Protection-Pfad: Strengste Maßnahmen, um Overshoot zu vermeiden – benötigt extreme Reduktionen und umfangreiche CO₂-Entnahmen (CDR).
- Overshoot-Pfad: Temporäres Überschreiten der 1,5-Grad-Marke mit anschließender Reduktion durch CDR.
- High-Risk-Overshoot: Deutliche Überschreitung, hohe Risiken für irreversible Schäden und massive CDR-Anforderungen.
CDR (carbon dioxid removal) ist zentral, um nach einem Overshoot die Temperaturen zu senken. Derzeit liegt die weltweite CDR-Kapazität bei nur 2 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr – eine Zahl, die bis 2050 um das 1000-Fache steigen müsste. Doch der Aufbau dieser Kapazitäten ist mit technischen, finanziellen und politischen Hürden verbunden. Insbesondere Länder des globalen Südens könnten durch den Ressourcenbedarf (Land, Wasser) und die Auswirkungen auf Ernährungssicherheit und Umweltschutz benachteiligt werden.
Das Überschreiten der 1,5-Grad-Marke birgt schwerwiegende Risiken:
- Regionale Folgen: Änderungen von Meeresströmungen, Schmelzen von Permafrost mit Freisetzung von Treibhausgasen (zusätzliche 0,02 Grad Anstieg pro 100 Jahre Overshoo) und Meeresspiegelanstieg (40 cm pro 100 Jahre Overshoot).
- Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen: Besonders ärmere Länder sind betroffen. Klimaextreme wie Hitzewellen während des Overshoots können zu langfristigen Schäden an Gesundheit, Bildung und Wirtschaft führen.
- Ethische Fragen: Wer trägt die Verantwortung für die zusätzlichen Verluste und Schäden? Besonders benachteiligte Regionen stehen vor Herausforderungen, die sie nicht allein bewältigen können.
Das paper kommt zu zwei zentrale Schlussfolgerungen:
- Beschleunigte Treibhausgasreduktion: Nur durch schnelle und umfassende Maßnahmen können wir das Risiko eines Overshoots minimieren. Der Enhanced-Protection-Pfad ist der einzige Weg, um die gefährlichsten Szenarien zu vermeiden.
- Aufbau nachhaltiger CDR-Kapazitäten: Wir benötigen eine Kapazität von mehreren hundert Gigatonnen CO₂ bis 2100. Dies ist technisch machbar, aber die Umsetzung erfordert massive Investitionen, internationale Zusammenarbeit und eine faire Verteilung der Ressourcen.
Die Welt nach einem Overshoot wird nicht dieselbe sein wie davor. Selbst wenn es gelingt, die Temperaturen zu stabilisieren, bleiben langfristige Schäden und Ungleichheiten bestehen. Klimagerechtigkeit muss deshalb im Zentrum jeder Entscheidung stehen.
Hört den Podcast “Jetzt mal ganz in Ruhe”
Der Podcast “Jetzt mal ganz in Ruhe” ist ein Spin-Off von “Sag mal, du als Physiker”. Hört euch die Folgen an, da gibt es noch mal einen ganz anderen Blick auf die Klimakrise.
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Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” ab und an über Wissenschaft.
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Transkript anzeigen
Claudia: Hier ist das Klima, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise.
Claudia: Wir lesen und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.
Claudia: Jeden zweiten Montag mit Florian Freistetter.
Florian: Und mit Claudia Frick. Wir sind bei Folge 126 und es wird eine der letzten Folgen
Florian: des Jahres werden. Aber ein paar haben wir noch.
Florian: Das heißt, wir müssen noch nicht eine Silvesterfolge machen oder eine Weihnachtsfolge,
Florian: sondern wir machen eine ganz normale Klimafolge.
Claudia: Ja, genau. Ich wollte schon sagen, du bist schon bei Weihnachten.
Claudia: Ich habe noch keine Geschenke.
Florian: Ja, obwohl ich vorletzte Folge gewarnt habe, dass Weihnachten kommt.
Claudia: Ich weiß, aber ich werde noch zwei Wochen lang so.
Florian: Okay.
Claudia: Okay, ja, ja, das ist aber eine ganz normale Folge. Hoffentlich wird sie weniger
Claudia: verhagelt als die letzte.
Florian: Ja, Hagel kommt nicht vor in
Florian: der Folge heute, aber sie wird nicht weihnachtlich, kann ich gleich sagen.
Claudia: Okay, gut. Ja, aber Hagel ist ja auch nicht so wirklich weihnachtlich,
Claudia: auch wenn Graupl am Boden ja weiß wirkt.
Claudia: Und was der Unterschied zwischen Graupl und Hagel ist, das kann man in der letzten
Claudia: Folge nochmal nachhören.
Claudia: Und wir haben ja so ein bisschen darüber gesprochen, wie sich die Größenverteilung
Claudia: der Hagelkörner, die uns in Zukunft erwartet, verändern wird und wie wir uns
Claudia: auf mehr große Hagelkörner nicht freuen dürfen.
Florian: Ja, und wir haben auch Feedback bekommen zu dieser Folge.
Florian: Tatsächlich einiges an Feedback. Es haben vor allem Winzer uns geschrieben,
Florian: weil wir ja kurz angesprochen haben, das Thema Hagelabwehr, die Hagelflieger,
Florian: die dafür sorgen soll, dass kein Hagel auf Dinge fällt, die vom Hagel beschädigt werden können.
Florian: Und ich habe das Beispiel der Winzer gebracht aus meiner Heimat,
Florian: wo tatsächlich viel Hagelflugzeuge durch die Gegend fliegen und wir haben gesagt,
Florian: dass wir uns beide nicht sicher sind, wie der aktuelle Stand des Wissens ist,
Florian: aber unser aktueller Stand des Wissens ist,
Florian: dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, dass diese Hagelfliegerei verlässlich
Florian: wirkt, um den Hagel einzudämmen.
Florian: Und da haben wir E-Mails bekommen von ein paar Winzern, die gesagt haben,
Florian: ja, ja, nein, wir machen das und das funktioniert wunderbar.
Florian: Und dann E-Mails bekommen von Winzern, die geschrieben haben,
Florian: nein, ich habe hier Studien, dass es nicht funktioniert.
Florian: Also Stand der Dinge ist weiterhin unklar, aber wir haben gedacht,
Florian: wir werden das auf unsere Liste setzen und tatsächlich in Zukunft mal schauen, dass wir...
Florian: Den tatsächlichen aktuellen Stand des Wissens zum Thema Hagelabwehr evaluieren.
Florian: Da müssen wir halt schauen, wie viel Wein wir brauchen, um das entsprechend
Florian: recherchieren zu können.
Claudia: Ja, wir gucken einfach mal, wenn das nächste Weinfest bei dir oder bei mir ist.
Florian: Ganz genau, ja, das muss ordentlich recherchiert werden. Dann muss das eine
Florian: oder andere Fläschchen benutzt werden zur Recherche, sagen wir es so.
Claudia: Ja, genau, das finde ich auch. Ansonsten ist zwischendrin auch noch ein bisschen was anderes passiert.
Florian: Genau, du hast mit einem anderen Kollegen von mir, nämlich Helmut Jungwirth,
Florian: Professor für Wissenschaftskommunikation der Uni Graz und so wie ich Mitglied
Florian: bei der Wissenschaftskabaret-Gruppe Science Busters.
Florian: Mit Helmut gemeinsam hast du einen Web-Talk gemacht über Erwachsenenbildung
Florian: beziehungsweise über Wissenschaftskommunikation.
Claudia: Ja, das war total spannend. Wir haben gemeinsam quasi online darüber geredet,
Claudia: über diese verschiedenen Themen, weil wir gemeinsam in einer Zeitschrift vorgekommen
Claudia: sind, wo wir jeweils über die eigenen Themen geredet haben.
Claudia: Also Helmut über Science Busters und Wissenskabaret und Wissenschaftskommunikation
Claudia: und ich über Wissenschaftskommunikation und Reallabore.
Claudia: Und wer jetzt wissen will, was ein Reallabor ist, das erkläre ich auch in dem
Claudia: Web-Talk. Das führt jetzt zu weit.
Florian: Ja, könnt ihr euch anschauen. Ich habe es leider live verpasst, mir das anzusehen.
Florian: Aber seit kurzem gibt es das Ganze auch auf YouTube zum Nachsehen.
Florian: Das heißt, da kann man es sich, wann immer man möchte, anschauen.
Florian: Und ich habe noch nicht alles gesehen. Ich habe mir die erste Hälfte angeschaut, glaube ich.
Florian: Und aus der ersten Hälfte kann ich besonders den Teil ab Minute 22,
Florian: Sekunde 38 empfehlen. Und wer braucht bei nicht gar nicht hören,
Florian: als diesen Satz, der da vorkommt.
Claudia: Warte, 22, 38, dir ist schon klar, dass ich das jetzt angucken muss?
Florian: Ich habe den Link in den Shownotes und in unserem Sendungsplan direkt so gesetzt,
Florian: dass er genau dahin führt.
Claudia: Okay, gib mir mal eine Sekunde, entschuldigt mich ganz kurz.
Claudia: Ja, gut. Ich lasse das so stehen. Ja, hört euch diese Stelle an.
Florian: Ja, und den Rest auch. Der Rest ist auch gut.
Claudia: Ja, aber der Satz ist gut. Der Satz ist super. Einmal den Satz anhören.
Florian: Ja, damit haben wir den lustigen Teil quasi schon erledigt, weil es wird wieder
Florian: mal eine Folge, wo die Klimawissenschaft leider ein wenig deprimierend ist.
Florian: Es ist sie ja leider sehr oft und heute können wir nicht anders,
Florian: als ein bisschen deprimierend zu sein vom Thema her.
Florian: Denn wenn ihr die Folge hört an dem Tag, an dem sie erscheint,
Florian: dann ist vermutlich gerade die COP29, die 29.
Florian: Klimakonferenz zu Ende gegangen. Vielleicht ist sie auch noch im Laufen.
Florian: Es passiert oft, dass die so ein paar Tage verlängert werden.
Florian: Das können wir jetzt nicht sagen, weil wir jetzt eine Woche vorher aufnehmen.
Florian: Aber offiziell läuft die aktuelle Klimakonferenz COP 29 bis 22.
Florian: November. Das heißt, die sollte vorbei sein.
Florian: Und sagen wir es mal so, diese COP hat mehr Kritik abbekommen als die Cops in
Florian: der Vergangenheit, die daraus auch kritisiert worden sind.
Florian: Ja. Und gerade aktuell, das war eine Nachricht, die ich heute Morgen noch gesehen
Florian: habe, haben diverse Forscherinnen und Forscher und Organisationen einen offenen
Florian: Brief an den UNO-Klimaschef verfasst
Florian: und dort gesagt, die COP-Treffen sind nicht mehr zweckdienlich und müssten dringend überarbeitet werden.
Florian: Also bei den Leuten, die dabei waren, waren zum Beispiel Johann Rockström,
Florian: Direktor vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der Ex-UN-Generalsekretär
Florian: Ban Ki-moon, die Botschafterin des Club of Ro. Warum?
Florian: Also durchaus Leute, die Ahnung haben vom Thema und die haben gesagt,
Florian: ja, so wie diese Klimakonferenzen ablaufen, bringt das nichts mehr.
Florian: Und das kann man fast nicht anders sagen, als die es gesagt haben.
Florian: Also wenn man sich anschaut, wo die Stadt findet, die findet in Aserbaidschan statt.
Florian: Das ist jetzt ein Land, das man jetzt nicht unbedingt sagt, okay,
Florian: da ist die Speerspitze des Klimaschutzes,
Florian: vor allem weil der Präsident von Aserbaidschan und gleichzeitig auch der Präsident
Florian: der COP in seiner Eröffnungsrede gesagt hat, ja, hier Öl und Gas,
Florian: das Aserbaidschan ja sehr viel hat, ist ein Geschenk Gottes und warum soll man
Florian: es nicht verfeuern, wenn wir es haben?
Florian: Ja, also das ist nicht unbedingt das, wo man denkt, ja, ist das,
Florian: was man sagen sollte, wenn man eine Klimaschutzkonferenz eröffnet.
Florian: Kann noch nicht sagen, wie gesagt, was am Ende wirklich rausgekommen ist,
Florian: aber wir wissen alle, was in den USA passiert ist.
Florian: Donald Trump ist noch nicht Präsident, aber wird es bald werden.
Florian: Das heißt, die USA wird dann vermutlich auch eher wieder rausfallen aus den
Florian: Klimaschutzbewegungen.
Florian: Argentinien, die ja auch so einen komischen Kerl als Staatschef haben,
Florian: der hat schon in der ersten Konferenzwoche die argentinische Delegation abgezogen
Florian: aus der Konferenz, weil sie auch sagen, nee, wir machen da nicht mehr mit.
Florian: Es gibt anderweitig auch Probleme.
Florian: Es hat die EU gegen Österreich und zwölf weitere EU-Mitgliedstaaten ein Vertragsverletzungsverfahren
Florian: eröffnet, weil Österreich plus diese zwölf anderen Länder immer noch nicht ihre
Florian: nationalen Energie- und Klimapläne abgegeben haben.
Florian: Über diese Pläne haben wir auch schon in vergangenen Folgen gesprochen.
Florian: Also die Pläne, wo drinsteht, was die Länder nicht gedenken zu tun,
Florian: um die Klimaziele der EU zu erfüllen. Also es ist alles nicht sonderlich optimistisch,
Florian: was da jetzt aktuell gerade in der Klimapolitik passiert.
Claudia: Generell, ja.
Florian: Ja gut, generell auch nicht, aber.
Claudia: Generell auch nicht und ich kann auch noch als weiteres Beispiel hinzufügen,
Claudia: die Niederlande haben ja auch gerade ganz starke finanzielle Einbußen oder Abstriche
Claudia: für Wissenschaft im Allgemeinen.
Claudia: Gewisse rechte Parteien halten ja nicht so viel von Wissenschaft ab.
Claudia: Und Innovation.
Florian: Ja, das ist leider so. Aber wenn wir zurückschauen, fast zehn Jahre in die Vergangenheit,
Florian: ins Jahr 2015 zur COP21 in Paris, da war die Stimmung noch deutlich optimistischer.
Florian: Denn da ist das passiert oder das beschlossen worden, was wir in unserem Podcast
Florian: und was in der Klimaforschung und der Klimapolitik allgemein sehr oft erwähnt wurde.
Florian: Da ist das Pariser Klimaschutzabkommen oder das Pariser Abkommen zum Klimaschutz,
Florian: wie auch immer es offiziell heißt, geschlossen worden.
Florian: Also das Ding, wo sich die Länder der Welt verpflichtet haben,
Florian: den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf, und so steht es im Vertrag drinnen,
Florian: auf deutlich unter zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen und
Florian: dass große Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf eineinhalb
Florian: Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Florian: Das vorindustrielle Niveau ist der Mittelwert von 1850 bis 1900.
Florian: Also das wollen wir nicht überschreiten. Wir wollen, dass die globale Temperatur
Florian: unter zwei Grad über diesem Niveau bleibt.
Florian: Und idealerweise, wir wollen, dass sie nicht über eineinhalb Grad über diesem Niveau bleibt.
Florian: Das sind die Ziele des Pariser Klimaabkommens, die wir vor gut zehn Jahren beschlossen haben.
Florian: Naja, jetzt kann man sich fragen, hat das funktioniert? Damals waren alles sehr optimistisch.
Florian: Hat das was gebracht? Dazu können wir in den ebenfalls vor kurzer Zeit veröffentlichten
Florian: Emission Gap Report schauen, den Emissionslückenbericht, also Lücke zwischen
Florian: dem, was wir gesagt haben, was wir tun und dem, was wir tatsächlich tun.
Florian: Ja, und dieser Emission Gap Report sagt, ja, die Pariser Klimaziele drohen zu
Florian: scheitern, wenn die, ich zitiere jetzt aus dem Zeitungsartikel,
Florian: der darüber geschrieben worden ist,
Florian: wenn diese Pariser Klimaziele keine Utopie bleiben soll, muss schnell gehandelt
Florian: werden und das ist fast schon euphemistisch gesagt, schnell gehandelt.
Florian: Also wir müssten wirklich bis 2030, und das ist ja wirklich bald,
Florian: 2030, das ist fünf Jahre noch im Wesentlichen, müssen wir die jährlichen Emissionen,
Florian: also das geht jetzt global, Staaten der Welt,
Florian: müssen wir die jährlichen Emissionen bis 2030 um 42 Prozent senken im Vergleich zu 2019.
Florian: Also jetzt nicht irgendwas von ganz weit in der Vergangenheit,
Florian: sondern wirklich im Vergleich zu 2019 müssten wir die Emissionen um 42% senken
Florian: und bis 235 um 57% senken.
Florian: Also kann man sagen, wir müssen schnell handeln, aber eigentlich müssten wir
Florian: zaubern, wenn wir so wollen.
Florian: Weil wir haben 2023 schon wieder einen neuen Rekordwert an Treibhausgasemissionen
Florian: ausgestoßen. Ja, das war schon nochmal eins drauf im Vergleich zum Jahr davor,
Florian: wo wir auch einen Rekordwert gehabt haben, also die Emissionen steigen.
Florian: Wir sind weit davon entfernt, um irgendwie 40 oder 60 Prozent fast zu sinken,
Florian: wie wir es tun müssten, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen, dass sie steigen.
Florian: Und, wenig überraschend, eine weitere Meldung aus all dem.
Florian: Der Copernicus-Klimawandel-Dienst der Europäischen Union hat eine Studie veröffentlicht
Florian: oder hat Daten veröffentlicht im Wesentlichen.
Florian: Und diese Daten besagen erstens, dass 2024 vermutlich wieder das wärmste Jahr
Florian: der Messgeschichte werden wird.
Florian: Und, und das ist das Tragische, dass 2024 vermutlich mit großer Wahrscheinlichkeit,
Florian: wenn man das fortschreibt, was bis jetzt passiert ist,
Florian: dass 2024 erstmals das ganze Jahr die globale Temperatur eineinhalb Grad über
Florian: diesem Vergleichszeitraum lag.
Florian: Also 2024 wird das erste Jahr werden, in dem wir global dieses Pariser Klimaziel
Florian: von 1,5 Grad Temperaturanstiegsbegrenzung nicht mehr eingehalten haben.
Florian: Wahrscheinlich wird 2024 die globale Temperatur 1,55 Grad über dem Durchschnitt
Florian: von 1850 bis 1900 liegen.
Florian: Und im Vorjahr waren wir gerade noch drunter. Im Vorjahr waren es 1,48 Grad.
Florian: Da waren wir gerade noch unter dieser Schwelle.
Florian: Dieses Jahr werden wir diese Schwelle vermutlich reißen. dieses Jahr werden
Florian: wir erstmals das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr einhalten können.
Claudia: Weißt du, es war echt schon eine Woche. Und jetzt kommst du noch damit.
Florian: Ja, das war die Einleitung zum eigentlichen Thema.
Florian: Also nochmal zusammengefasst, wir haben gesagt, wir wollen den Temperaturanstieg begrenzen.
Florian: Idealerweise auf 1,5 Grad oder zumindest auf deutlich unter 2 Grad.
Florian: Und wir haben das gesagt, nicht nur wir als Leute, die sich ums Klima sorgen
Florian: machen, sondern als Welt, alle Länder der Welt haben sich mit diesem Pariser
Florian: Abkommen da entsprechend verpflichtet, das zu tun. Jetzt sehen wir, okay...
Florian: Das ist im Scheitern begriffen, also wir haben die eineinhalb Grad schon überschritten
Florian: und es schaut nicht so aus, als würden wir das bald deutlich drunter kriegen.
Florian: Das heißt, wir müssen uns jetzt angesichts dieser Faktenlage mit einem Thema beschäftigen,
Florian: dass wir schon das eine oder andere Mal so am Rande angesprochen haben,
Florian: das jetzt aber in der globalen Klimapolitik in Zukunft deutlich wichtiger werden
Florian: wird, nämlich das Thema Overshoot.
Florian: Wir haben das auf jeden Fall schon mal kurz in Folge 10 unseres Podcasts besprochen,
Florian: wo wir noch über den IPCC-Bericht geredet haben.
Florian: Da ist schon ein bisschen mal so Overshoot vorgekommen.
Florian: Overshoot heißt im Prinzip, wir sagen, wir wollen die globale Temperaturerhöhung
Florian: begrenzen, dass sie bis, sagen wir, 2100 oder 2050, irgendein Grenzwert,
Florian: eben nicht diese eineinhalb Grad überschreitet.
Florian: Das heißt, im Idealfall bis 2050 ist die globale Temperatur.
Florian: Ja. Temperaturerhöhung nie mehr als eineinhalb Grad. Wir bleiben immer drunter.
Claudia: Genau, wir kommen nicht drüber. Wir anders schupen.
Florian: Genau. Das ist auch ein Wort.
Claudia: Wir anders schupen.
Florian: Jetzt ist es eins. Aber wir haben ja gerade festgestellt, 2024 wird schon nicht mehr reichen.
Florian: Wir werden über die eineinhalb Grad Erhöhung kommen.
Florian: Das heißt, wir haben dieses Ziel schon mal überschritten.
Florian: Jetzt kann man sagen, okay, ist ja auch vielleicht nicht tragisch.
Florian: Vielleicht können wir dann trotzdem wieder drunter kommen.
Florian: Das ist ja so, genauso, vielleicht habe ich ab und zu mal mein Konto überzogen
Florian: und wenn ich schnell genug mit der Geld reinhaue, dann ist es am Monatsende
Florian: trotzdem wieder ausgeglichen und keiner hat was gemerkt und alles ist gut.
Florian: Kann man ja sagen. Das passiert auch ab und zu mal.
Florian: Und genauso kann man es beim Klima sagen. Wenn bis 250 oder 2100 oder wo auch
Florian: immer unsere Bestlatte liegt, wenn wir bis zu diesem Zeitpunkt dann wieder da
Florian: sind, wo wir hinwollen, dann ist es vielleicht nicht so schlimm,
Florian: wenn es zwischendurch drüber war.
Florian: Das ist so die Idee von Overshoot. Wir gehen zwar kurzfristig über unser Ziel
Florian: drüber oder verfehlen unser Ziel, aber am Ende landen wir doch noch dort, wo wir hinwollen.
Florian: So, das ist so die Idee. Und die Frage ist, ist das eine gute Idee?
Claudia: Spontane Antwort, wirst du hören?
Florian: Nein. Das ist halt die Frage, die die Forschung sich ansehen muss und die die
Florian: Forschung sich angesehen hat.
Florian: Was hat das für Auswirkungen? Ist dieses Überschreiten ein Risiko,
Florian: das wir eingehen sollen?
Florian: Und genau dazu ist vor einigen Wochen ein aktuelles Paper erschienen.
Florian: Das ist frei verfügbar und es hat einen Titel, der eigentlich schon verrät,
Florian: worum es geht, wie wissenschaftliche Artikel das meistens machen.
Florian: Aber ich sage Ihnen trotzdem, der Artikel heißt Overconfident in Climate Overshoot.
Claudia: Ja, das klingt schon nach Nein.
Florian: Ja, aber es war trotzdem ein sehr interessantes Paper.
Florian: Deswegen möchte ich das jetzt kurz durchgehen, weil es ist offensichtlich notwendig,
Florian: dass wir uns mit diesem Thema Overshoot ausführlich beschäftigen müssen als
Florian: Welt, weil das ist es, was wir machen. Wir haben es nicht geschafft, drunter zu bleiben.
Florian: Also müssen wir uns damit auseinandersetzen, was passiert, wenn wir unsere Ziele
Florian: verfehlen. Selbst wenn es nur kurzfristig ist, das soll sie verfehlen.
Florian: Diese Arbeit, die ist relativ kurz, die kann man gut lesen.
Florian: Ich fand sie ein bisschen schwierig zu lesen, was einerseits daran liegen kann,
Florian: dass ich, wie gesagt, kein Experte bin für diese Art der Forschung oder dass
Florian: es kompliziert geschrieben war, eins von beiden.
Florian: Aber ich habe mich dann doch ein bisschen durchgekämpft.
Florian: Und zwar fängt es damit an, dass es
Florian: sich verschiedene sogenannte Peak-and-Decline-Kategorien angesehen haben.
Florian: Wenn man will, verschiedene Arten des Temperaturverlaufs im Laufe der Zeit.
Florian: Und der standard peak and decline fahrt das ist das was wir eigentlich haben wollen oder,
Florian: gut ist. Ja, die Temperatur geht rauf bis zu einem Maximalwert,
Florian: eben bis zu einem Peak und dann geht sie wieder runter,
Florian: weil wir entsprechend Klimaschutz gemacht haben und überschreitet bei diesem
Florian: Peak nicht diese eineinhalb Grad Erhöhung, sondern bleibt knapp drunter oder
Florian: halt, ja, bleibt knapp drauf auf diesen eineinhalb Grad.
Florian: Das wäre so das, wo man sich denkt, okay, das ist ganz okay,
Florian: wenn wir das hinkriegen.
Florian: Temperatur steigt noch eine Zeit lang, aber bleibt bei diesem Steigen trotzdem
Florian: unter unserer Zielmarke und geht nie drüber.
Florian: Das wäre der Standardpfad, der setzt voraus, dass wir früh und signifikant unsere
Florian: Emissionen reduzieren.
Florian: Das, was wir nicht machen, aber das setzt das voraus.
Florian: Dann gibt es einen zweiten Peak-and-Decline-Pfad, den Sie sich angeschaut haben,
Florian: nämlich einen, der Enhanced Protection heißt.
Florian: Das wäre der noch bessere Fall. Also da braucht es eine noch strengere,
Florian: heftigere Reduktion der Emissionen, damit wir eben das Risiko so stark wie möglich
Florian: minimieren, dass wir dieses 1,5 Grad Ziel überschreiten.
Florian: Also sagen wir da, wir schauen nicht, dass wir da so knapp wie möglich drankommen,
Florian: aber drunter bleiben, sondern wir tun alles, dass wir so weit wie möglich wegbleiben
Florian: vom Ziel, dem Enhanced Protection.
Florian: Wir wollen uns vor irgendwelchen Risiken, die dieses Overshoot erzeugen kann,
Florian: so stark wie möglich schützen.
Florian: Das braucht natürlich sehr extreme Reduktion und, und das ist ein Thema,
Florian: das wir noch weiter hören werden, Wir brauchen auch sehr frühen Einsatz von
Florian: CDR, also diese Carbon Dioxide Removal Techniken.
Florian: Wir müssen aktiv CO2 aus dem System rausholen.
Florian: Das werden wir später noch oft zu hören kriegen, dieses CDR.
Florian: Und damit soll eben ein Overshoot wirklich komplett vermieden werden.
Florian: Dritte Möglichkeit, dritte Kategorie ist der klassische Overshoot Pfad.
Florian: Die Temperatur überschreitet die eineinhalb Grad Grenze zeitweise und dann kriegen
Florian: wir sie halt mit dem Carbon-Dioxide-Remover wieder drunter. Es gibt da zwei Unterkategorien.
Florian: Da kann dieser Obershoot geringfügig sein. Da sind wir nur 0,1 Grad drüber oder höher.
Florian: Da sind wir dann 0,3 Grad drüber.
Florian: Und diese 0,1 und 0,3, das ist deswegen, weil das die Szenarien waren,
Florian: die im IPCC-Bericht unter anderem angeschaut worden sind.
Claudia: Ja, ich meine, das ist ja auch gut, wenn Sie sich da wieder darauf zurückbeziehen. Das kennen wir schon.
Florian: Ja, genau. Und da geht man aber von der Annahme aus, dass es eben möglich ist,
Florian: die Temperatur nachträglich zu senken. dass wir das wieder runterkriegen und
Florian: dass auch die Schäden, die dabei entstehen, rückgängig gemacht werden können.
Florian: Und dann gibt es natürlich auch noch den High-Risk-Overshoot.
Florian: Da überschreiten wir die eineinhalb Grad deutlich.
Florian: Da ist die Wahrscheinlichkeit dann für irreversible Schäden hoch und wir brauchen
Florian: sehr, sehr große Kapazität an Carbon-Dioxide-Removable, wenn wir da quasi von
Florian: diesem enormen Overshoot wieder drunter kommen wollen, wo wir hinwollen.
Florian: So, also das sind die vier Kategorien, die Sie untersucht haben.
Florian: Und was auf jeden Fall klar ist aus der Beschreibung, Ja, wenn es um Overshoot
Florian: geht oder die Overshoot-Vermeidung, dann spielt dieses Carbon-Dioxide-Removal eine wichtige Rolle.
Florian: Wir können die Temperatur nach einem Overshoot nur dann wieder rasch senken.
Florian: Weil darum geht es ja. Wir können ja sagen, okay, wir lassen es überschießen
Florian: und dann schauen wir halt irgendwann im Jahr 2500, kommen wir schon drunter.
Florian: Also darum geht es ja nicht, sondern wir wollen ja dann, wir wollen ja rasch drunter.
Florian: Wir wollen ja innerhalb unserer zeitlichen Grenzen, die eben meistens bis zum
Florian: Ende des Jahrhunderts gehen, wollen wir dann von dem Overshoot trotzdem wieder runter.
Florian: Und wenn wir das rasch senken müssen, weil wir halt die Emissionen nicht reduziert
Florian: haben, dann müssen wir einen anderen Weg finden, wie wir rasch wieder runterkommen.
Florian: Und das geht halt nur durch den großflächigen Einsatz von Carbon Dioxide Removal.
Florian: Der spielt also überall eine Rolle.
Florian: Und deswegen haben die in der Arbeit auch den Bedarf eingeschätzt.
Florian: Also wenn wir jetzt nur geringfügig überschreiten, wenn wir bei diesem Overshoot-Pfad
Florian: sind, wo wir nur ein bisschen drüber liegen.
Florian: Dann brauchen wir immer noch ein paar Milliarden Tonnen CO2-Kapazität für das
Florian: Carbon Dioxide Removal pro Jahr.
Florian: Das heißt, wir müssen pro Jahr ein paar Milliarden Tonnen CO2 rausholen aus
Florian: dem System, ungefähr 10 Gigatonnen und kumuliert 400 Gigatonnen CO2 bis zum Jahr 2100.
Florian: Wenn man sich die entsprechenden Grafiken anschaut in der Arbeit,
Florian: da sind große Fehlergrenzen drin, aber irgendwo so von 10 bis 400 Milliarden
Florian: Tonnen CO2, die wir da rausholen müssen, kumuliert bis zum Jahr 2100,
Florian: da wird es irgendwo liegen.
Florian: Und wenn wir das High-Risk-Overshoot-Szenario haben, wo wir halt deutlich über
Florian: die 100 Grad kommen, dann noch mehr. Das ist das, was wir bräuchten.
Florian: Wie schaut die Realität aus?
Florian: Aktuell liegt unsere Carbon-Dioxide-Removeable-Kapazität bei ungefähr zwei Millionen Tonnen.
Florian: Das ist ungefähr das tausendfache nach oben skalieren bis zum Jahr 2050.
Claudia: Das tausendfache.
Florian: Und das bringt natürlich Probleme. Erstens mal technisch-wissenschaftliche.
Florian: Wir müssen mal rauskriegen, wie wir das überhaupt machen in dem großen Maßstab,
Florian: ob das überhaupt geht in dem großen Maßstab.
Florian: Dann gibt es jede Menge politische Probleme, weil das muss ja entsprechend gesetzlich umgesetzt werden.
Florian: Es gibt durchaus Gesetze in Ländern, ich glaube in Österreich auf jeden Fall,
Florian: in Deutschland weiß ich es gerade nicht, wo die Gesetzeslage so ist, dass es verschwindet.
Florian: Ist, sowas zu machen, aufgrund der diversen Risiken.
Florian: Also da gibt es gar nicht mal die politische Umgebung dafür,
Florian: sowas zu tun und die muss erst geschaffen werden.
Florian: Da hast du natürlich wieder Probleme mit der Bevölkerung, die da mal irgendwie
Florian: klarkommen muss damit, dass wir sowas machen.
Florian: Es ist ja nicht so, als würde die Bevölkerung allen Klimaschutzmaßnahmen bereitwillig
Florian: folgen. Selbst wenn sie gut begründet sind.
Claudia: Gute Gründe waren noch nie, noch nie, egal. Ich reg mich heute nicht über Politik auf.
Florian: Genau, ja. Es muss finanziert werden, das Ganze, weil umsonst gibt es sowas natürlich auch nicht.
Florian: Und, das ist auch ein relevanter Punkt, das braucht trotzdem Ressourcen,
Florian: das braucht Land, das braucht Wasser.
Florian: Das ist dann wieder ein weiteres Element, das in Konkurrenz mit Nahrungsmittelproduktion
Florian: steht zum Beispiel, das in Konkurrenz mit Umweltschutz steht.
Florian: Und das geht um globale Maßnahmen. Das ist nichts, was wir hier in Österreich,
Florian: in Deutschland, in Europa allein lösen können.
Florian: Das muss global sein. Und dann hast gerade im globalen Süden die größten Probleme,
Florian: da wo die Ressourcen begrenzt sind.
Florian: Technische, wissenschaftliche, politische, finanzielle und so weiter.
Florian: Das heißt, wieder mal ein weiterer Punkt, wo die, die am wenigsten dafür können,
Florian: am meisten Scherereien kriegen durch das Ganze.
Florian: Also es ist alles andere als trivial, zu sagen, dass wir unsere CDR-Kapazitäten
Florian: ums tausendfache nach oben skalieren können.
Florian: Aber das müssten wir, wenn wir solche Overshoot-Pfade machen wollen,
Florian: die ja wirklich echte Overshoot-Pfade sind und nicht einfach nur Also Eskalation nach oben. Genau, ja.
Florian: Also das klingt alles schon kompliziert und ist riskant, aber das ist noch nicht alles.
Florian: Es passiert ja trotzdem was. Wir können ja nicht sagen, ja, wurscht,
Florian: was in der Mitte passiert, es zählt nur das Ende, weil wir leben ja im ganzen Zeitraum.
Florian: Wir gehen ja nicht irgendwie in die Zeitmaschine und beamen uns zum Jahr 2100
Florian: und schauen, wie es dann ausschaut, sondern wir müssen diese Zeitspanne ja durchleben.
Florian: Und wir müssen auch die Zeitspanne durchleben, in der dieser Overshoot stattfindet,
Florian: in dem wir diesen Grenzwert überschritten haben und da passieren Dinge.
Florian: Und das haben sie sich auch ein bisschen angeschaut in der Arbeit,
Florian: vor allem die regionalen Risiken des Overshoots.
Florian: Weil wir haben ja in vielen, vielen vergangenen Folgen festgestellt,
Florian: dass sich die Klimakrise regional deutlich unterschiedlich auswirken kann.
Florian: Da haben sie auch geschaut, was da passieren kann. Zum Beispiel,
Florian: dass ein Overshoot, also wenn wir die Temperatur kurzfristig über eineinhalb
Florian: Grad drüber kriegen über das Ziel, dann kann zum Beispiel der Nordatlantik abkühlen.
Florian: Mehrere Strömungen ändern, das ändert wieder andere Mehrere Strömungen und so weiter.
Florian: Es kann auch passieren natürlich, dass der Permafrost abschmilzt,
Florian: dort in der Zeit, wo es warm ist oder wärmer ist, als es sein sollte.
Florian: Und wenn der abschmilzt, dann kann wieder noch mehr Treibhausgas freigesetzt
Florian: werden, das dann auch im System ist, mit dem wir auch umgehen müssen,
Florian: dann braucht man noch mehr CDR, um das wieder rauszukriegen.
Florian: Und da haben Sie eine interessante Abbildung, nämlich die Abbildung 4 in dieser Arbeit.
Florian: Da ist der Zusammenhang zwischen Overshoot-Dauer und Emissionen, soll folgendes heißen.
Florian: Also du kannst schauen, wie lange dauert diese Phase des Overshoots,
Florian: wo wir drüber liegen und was hat es für diese Emissionen zum Beispiel zur Folge,
Florian: die durch den auftauenden Permafrost kommen.
Florian: Und da sieht man einen ziemlich klaren Zusammenhang. Du hast eine zusätzliche
Florian: Erwärmung aus den Treibhausgasen im Permafrost und den Mooren von 0,02 Grad
Florian: pro 100 Jahre, wo wir über der Grenze drüber liegen.
Claudia: Pro 100 Jahre? Ich wünschte, wir würden nicht ein Jahr drüber liegen.
Claudia: Aber die Dimension ist klar.
Florian: Also man kann es auch auf ein Jahr runterrechnen oder auf zehn Jahre,
Florian: aber die haben halt 100 Jahre irgendwie so als Maßstab genommen.
Florian: Und das Gleiche haben sie auch für den Meeresspiegelanstieg gemacht,
Florian: weil der reagiert ja auch mit Verzögerung auf die Dinge, die wir tun.
Florian: Also auch wenn die Temperatur jetzt sich stabilisieren sollte bei irgendeinem
Florian: bestimmten Wert, wird der Meeresspiegel trotzdem noch eine Zeit lang ansteigen.
Florian: Und auch da pro 100 Jahre, wo wir drüber liegen über den 1,5 Grad,
Florian: kriegen wir einen Anstieg von 40 Zentimetern.
Claudia: 40 Zentimeter sind verdammt viel beim Meeresspiegel.
Florian: Ein paar Zentimeter können schon große Probleme schaffen und 40 sind viel.
Florian: Und was man auch sieht in der Grafik ist, dass diese Beziehung wirklich in beiden
Florian: Fällen sehr stark linear ist.
Florian: Das ist wirklich ein ziemlich linearer Zusammenhang. Es heißt also im Umkehrschluss,
Florian: je weiter wir unter den 1,5 Grad bleiben, desto besser ist es.
Florian: Also das ist sehr deutlich. Und was sie auch gemacht haben in der Arbeit ist,
Florian: sich die sozialen und wirtschaftlichen Folgen anzuschauen.
Florian: Und da ist ein schöner Satz drin, also in der Wissenschaft ist ja die Veröffentlichung
Florian: nicht immer unmittelbar nach der Forschung.
Florian: Also da wird geforscht, dann wird geschrieben, dann wird diskutiert,
Florian: dann wird vielleicht nochmal geprüft, dann wird nachgebessert,
Florian: dann wird irgendwann publiziert und dann kommt es irgendwann in die Öffentlichkeit.
Florian: Das heißt, da kann ein längerer Prozess sein, bis das passiert.
Florian: Das heißt, dieser Artikel ist zwar am 9. Oktober 2024 erschienen,
Florian: aber vermutlich ein bisschen davor geschrieben worden,
Florian: weswegen der Satz so ein bisschen,
Florian: er klingt noch so leicht hoffnungsvoll, aber mit dem aktuellen Wissen ist die
Florian: Hoffnung schon weg, weil da steht nämlich, an Overshoot above 1.5 degree would
Florian: likely emerge during the first half of the 21st century.
Claudia: Sie hatten recht.
Florian: Ja, sie haben gesagt, dieser Overshoot wird vermutlich höchstwahrscheinlich
Florian: in der ersten Hälfte des 21.
Florian: Jahrhunderts stattfinden. Womit sie recht haben, weil es ist 2024.
Florian: Ziemlich exakt in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts.
Florian: Und sie schreiben auch, das ist, ich mache jetzt auf Deutsch weiter,
Florian: Eine Periode, die immer noch charakterisiert wird durch vergleichsweise niedrige
Florian: Anpassungskapazitäten, selbst
Florian: unter den optimistischen Szenarien der sozioökonomischen Entwicklung.
Florian: Erste Overshoot wird vermutlich dann stattfinden, wenn wir immer noch nicht
Florian: ausreichend darauf vorbereitet sind. War deren Vorhersage und sie ist eingetroffen.
Claudia: Wir sind auch noch nicht darauf vorbereitet, das stimmt sehr wohl.
Florian: Und jetzt passiert all das, was passiert, was wir schon besprochen haben in
Florian: den unzähligen Folgen, die wir über den Klimabericht des Weltklimarats gemacht
Florian: haben, wo wir gesehen haben, wo das Klima sich überall auswirken kann.
Florian: Zum Beispiel, wenn es um die Gesundheit geht, um die Ökosystemdienstleistungen,
Florian: um die Bildung, um die Lebensumstände und so weiter.
Florian: Und da kann es natürlich massive und auch dauerhafte Folgen haben.
Florian: Ich meine, Gesundheit, wir haben schon festgestellt, wie stark die Hitze zum
Florian: Beispiel auf die Gesundheit wirkt und dass es immer mehr Hitzetote gibt.
Florian: Da haben wir eine eigene Folge darüber gemacht, über Hitzetote durch die Klimakrise.
Florian: Und in dem Fall sieht man sehr, sehr deutlich und ja fast schon zu deutlich,
Florian: dass das Overshoot tatsächlich Probleme kriegt, weil es nutzt überhaupt nichts,
Florian: wenn wir die globale Temperatur bis in 50 oder 100 Jahren dahin senken,
Florian: wo wir sie haben wollen, wenn sie dazwischen zu hoch ist und ich an Hitze sterbe.
Florian: Dann nutzt mir das gar nichts, was 50 Jahre später passiert,
Florian: weil ich bin dann immer noch tot.
Florian: Gleiches gilt für Gesundheit, andere gesundheitlichen Faktoren.
Florian: Gleiches gilt für Ökosysteme und Artensterben. Was da mal tot ist,
Florian: ist tot. Was weg ist, ist weg.
Florian: Und das dauert dann lange, bis es wiederkommt. Und das kann genauso gut die
Florian: Wirtschaft betreffen. Wenn da jetzt irgendwo hier Infrastruktur kaputt geht
Florian: oder sowas, dann kann das lange, lange dauern, bis sich so eine Wirtschaft davon wieder erholt hat.
Florian: Auf das Wirtschaftswachstum kann es Auswirkungen haben.
Florian: Und wieder gilt, die Länder im globalen Süden trifft das umso mehr.
Florian: Und deswegen schreiben die in der Arbeit auch die Frage,
Florian: ob wir uns jetzt hier auf Overshoot einlassen sollen oder nicht,
Florian: ist auch eine sehr, sehr große ethische Frage,
Florian: weil wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass wenn wir sowas machen,
Florian: wie das ganze Carbon-Dioxide-Remove und so weiter, was wir machen müssen,
Florian: wenn wir ein Overshoot-Szenario anpeilen, das wird dann vielleicht eher der
Florian: globale Norden machen, der sich es leisten kann,
Florian: aber darunter leiden, dass wir sagen, ja, wir akzeptieren jetzt,
Florian: dass wir unsere Klimaziele ein paar Jahrzehnte lang verfehlen,
Florian: weil in ein paar Jahrzehnten haben wir dann die Technik gebastelt,
Florian: um das alles wieder rauszuholen und runter zu kommen.
Florian: Das können die Länder im globalen Norden vielleicht entscheiden,
Florian: weil die haben die sozioökonomischen Voraussetzungen das dann vielleicht zu
Florian: tun, wenn sie es wirklich wollen.
Florian: Aber in dieser Oberschutphase leiden, am meisten tun die Länder im globalen
Florian: Süden. Das heißt, es ist eine ethische Frage, ob
Florian: die wir dann diskutieren müssen.
Claudia: Ja, es sind erstaunlich oft ethische Fragen, wenn wir über das Klima reden.
Florian: Ja, und Sie haben in dem Artikel auch sich mit den Anpassungsmaßnahmen beschäftigt.
Florian: Also da geht es allgemein um Klimaanpassungsmaßnahmen und wie die mit dem Overshoot zusammenhängen.
Florian: Zum Beispiel, wenn ich jetzt sage, okay, ich muss jetzt hier irgendwie Deiche
Florian: bauen. Das hatten wir vor zwei Folgen, als es um Hochwasser und Überschwemmung
Florian: geht. Das sind ja Dinge, die muss man so oder so machen.
Florian: Da interessiert es mich jetzt nicht sonderlich, was jetzt mit Overshoot ist oder nicht.
Florian: Oder ob jetzt dann vielleicht in 100 Jahren eh alles wieder gut ist.
Florian: Ich muss den Teich trotzdem bauen.
Florian: Das ist so ein Zeitrahmen, das muss ich so oder so machen.
Florian: Da muss ich mich jetzt quasi an dem Peak orientieren. Ich muss mich an dem erwarteten
Florian: Höchstwert der Temperatur orientieren.
Florian: Wenn es jetzt um etwas anderes ging, also keine langfristige,
Florian: großräumige Infrastruktur, zukünftige Küstennutzung und sowas,
Florian: da müsste man die langfristige Entwicklung berücksichtigen.
Florian: Aber es ist halt problematisch, zumindest aus politischer Sicht,
Florian: so langfristig zu planen.
Florian: Schaut ja die Welt an. Das braucht man nicht erklären, dass es jetzt irgendwie
Florian: schwierig ist, irgendwas zu planen, was über ein paar Jahre Politik hinausgeht,
Florian: weil dann ist alles wieder in den Haufen geworfen.
Florian: In Deutschland weiß gerade keiner, wie die neue Politik aussieht.
Florian: In Österreich auch nicht. Wir haben immer noch keine Regierung, keine aktuelle.
Florian: Also in den USA weiß man es auch nicht. Also wir müssten in manchen Dingen langfristig
Florian: planen, wenn wir dieses Obershoot-Dings angehen wollen. Aber das ist fast nicht zu machen.
Claudia: Also es ist ja schon so schlimm, so dieses, ja, wenn wir einen Overshoot anpeilen
Claudia: oder wenn wir das machen, wir tun es ja. Wir tun es ja.
Florian: Wenn wir es schon tun, sollte man es gezielt tun.
Claudia: Genau, dann sollten wir auch einen Plan haben, wie wir wieder runterkommen.
Florian: Genau, diese ganzen ethischen Fragen alles diskutieren und nicht einfach alles
Florian: laufen lassen. Weil momentan machen wir kein Overshoot. Momentan steigt die Temperatur einfach an.
Florian: Wenn wir sagen, wir wollen das Overshoot-Szenario angehen, dann müsste man es
Florian: jetzt schon überlegen, wie wir wieder runterkommen. Aber das tun wir ja nicht.
Florian: Momentan ist es einfach nur ungebremster Anstieg. Das ist kein Overshoot.
Claudia: Exakt. Ich glaube, das ist auch das, was mich so stört an dieser momentanen
Claudia: Debatte. Das heißt, ja, dann kommen wir wieder runter und dann haben wir nur
Claudia: so ein Overshoot und danach wird es wieder besser.
Claudia: Und ich habe gesagt, ja, aber was ist denn der Plan? Was ist der Plan?
Florian: Das ist auch ein Punkt, der in der Arbeit angesprochen wird.
Florian: Overshoot kann auch alle zukünftigen Pläne und Maßnahmen boykottieren,
Florian: weil wir haben auch schon in früheren Folgen über die Adaptionsgrenzen gesprochen,
Florian: ja, die weichen und die harten Grenzen der Anpassung und die Möglichkeiten,
Florian: wie wir uns anpassen können und wie wir Maßnahmen treffen können.
Florian: Weil ganz viele dieser Anpassungsmaßnahmen waren zum Beispiel auch Ökosystemmaßnahmen.
Florian: Wo wir sagen, ja, wir machen hier Mangrovenwälder und dieses und jenes.
Florian: Das waren ja alles durchaus sehr gute Maßnahmen, wie wir damals festgestellt haben.
Florian: Aber wenn ich mir jetzt da jetzt vereinfacht gesagt, hier meine Mangroven anpflanze
Florian: und dann kommt die Oberschutphase und dann sind die Mangroven weg.
Florian: Ja, dann habe ich diese Möglichkeit nicht mehr, meine Anpassungsmaßnahmen zu erreichen.
Florian: Das heißt, es kann durchaus sein, dass wir in dieser Oberschutphase diese harten
Florian: Grenzen der Anpassung überschreiten.
Florian: Dass Ökosysteme zerstört werden, dass Polkappen abschmelzen oder zu arg wird
Florian: es vielleicht nicht werden, wenn wir nur ein bisschen drüber schießen,
Florian: aber die Overshoot-Phase kann uns tatsächlich einen guten Teil unserer potenziellen
Florian: Anpassungsmaßnahmen nehmen oder kaputt machen und dann stehen wir erst wieder
Florian: da und kommen nicht runter.
Claudia: Ja, und on top Lebenkosten, egal ob es jetzt Tiere oder Menschen,
Claudia: was auch immer, also Pflanzen, das ist auf jeden Fall mit Verlusten verbunden, egal wie.
Florian: Ja, genau, das ist immer so. Und das ist jetzt das Fazit dieser Arbeit,
Florian: dass Sie gesagt haben, die Welt nach einem Overshoot ist nicht gleich der Welt
Florian: vor einem Overshoot. Das ist ja immer die naive Annahme.
Florian: Da hast du eine Kurve, die geht rauf und runter und die ist am Ende da,
Florian: wo sie vorher war. Aber das gilt nicht für die Welt, die diese Kurve beschreibt.
Florian: Nach einem Obershoot ist es nicht so wie vor dem Obershoot.
Florian: Auch da, wo die Folgen, selbst da, wo die Folgen,
Florian: die umkehrbar sind. Es muss ja nicht alles irreversibel sein,
Florian: was sich in so einem Oberschut passiert.
Florian: Es kann ja doch sein, dass irgendwas wieder umkehrbar ist, aber die Zeitskalen
Florian: können auch unterschiedlich sein.
Florian: Auch da kann es sein, dass es irgendwie länger dauert, bis es wieder da ist,
Florian: wo es vorher war und so weiter. Und die Klimagerechtigkeit ist auch ein Punkt,
Florian: den Sie im Fazit nochmal hervorheben.
Florian: Klimagerechtigkeit ist wichtig, weil ärmere Menschen besonders stark von dem
Florian: Oberschut betroffen sind und das muss man eben immer mitdenken,
Florian: wenn man sagt, wir gehen dieses Risiko ein des Oberschuts, wir riskieren das,
Florian: wir haben das abgewogen, wir machen das jetzt,
Florian: dann muss man das eben auch unter einem Klimagerechtigkeitsstandpunkt mitdenken.
Florian: Und man muss mitdenken, wir können
Florian: uns nach aktuellem Stand auf das Carbon-Dioxide-Removal nicht verlassen.
Florian: Wir haben diese Technik nicht, um diese massiven Mengen an CO2 aus dem System
Florian: rauszukriegen, die wir rauskriegen müssten, wenn wir einen sinnvollen Overshoot-Pfad einschlagen wollen.
Florian: Die Technik haben wir nicht. Also das ist auch was, was man immer dazu sagen
Florian: muss und deswegen kommt diese Arbeit zu zwei Schlussfolgerungen.
Florian: Das erste, was wir tun sollten, ist Treibhausgasemissionsreduktion beschleunigen,
Florian: so schnell wie es nur geht, um eben den Peak zu verringern. Wir sollten uns
Florian: nicht darauf einlassen, auf das Oberschut.
Florian: Dieser Enhanced Protection Pfad ist der einzige robuste Weg,
Florian: um die Risiken zu vermeiden oder zumindest zu minimieren.
Florian: Das ist das Erste, was Sie sagen in der Schussvollerung.
Florian: Am besten gar nicht erst Oberschut denken, sondern Treibhausgasemissionen reduzieren.
Florian: Ansonsten treffen wir auf Risiken, die wir nicht vernünftig einschätzen können.
Florian: Und das Zweite ist, was Sie sagen, wir müssen trotzdem jetzt.
Florian: Massiv darüber nachdenken, wie wir umweltfreundliche und nachhaltige Carbon
Florian: Dioxide Removal Kapazitäten aufbauen können, um uns abzusichern.
Florian: Wir brauchen diese Absicherung, wir müssen diese Technik haben,
Florian: weil die haben wir jetzt nicht und alles was Overshoot ist, verlässt sich aber
Florian: drauf, dass es diese Technik gibt.
Florian: Das heißt, selbst wenn wir sagen, okay, wir schauen, dass wir da gar nicht reinkommen
Florian: in das Overshoot-Szenario, wir reduzieren unsere Emissionen,
Florian: selbst dann sollten wir diese Kapazität haben als Absicherung.
Florian: Das muss halt dann so umweltfreundlich, nachhaltig, klimagerecht sein wie möglich
Florian: und da müssen wir uns eben auch jetzt schon drum kümmern und nicht erst irgendwann in Zukunft.
Florian: Insgesamt bräuchten wir ein paar hundert Gigatonnen an Kapazität,
Florian: die wir rausholen können aus dem System.
Florian: Und das sagen sie auch, wäre vielleicht gerade noch möglich, dass wir das haben.
Florian: Und zeigt aber auch gleich, dass wir kaum noch Spielraum haben,
Florian: weil diese paar hundert Gigatonnen CO2-Kapazität, das ist ziemlich genau das,
Florian: was wir bräuchten im schlimmsten Fall.
Florian: Und wenn wir das dann alles brauchen, dann haben wir aber nichts mehr,
Florian: womit wir dann zum Beispiel die Sektoren ausgleichen könnten,
Florian: die wir überhaupt nicht emissionsfrei kriegen.
Florian: Weil das gibt es ja auch, das ist ja auch immer was, wo gesagt wird,
Florian: ja, ja, dann das und das und das können wir nicht irgendwie emissionsfrei kriegen,
Florian: das können wir nicht dekarbonisieren, aber dafür machen wir dann irgendwie Carbon Dioxide Removerle.
Florian: Also wir können nicht, wir haben nicht beliebig viel Kapazität für das.
Florian: Wir müssen uns vorher überlegen, für was brauchen wir diese Kapazität?
Florian: Wollen wir die nehmen, um unseren Overshoot hinzukriegen oder wollen wir die
Florian: nehmen, um nicht dekarbonisierbare Sektoren emissionsfrei zu kriegen?
Florian: Weil beides zusammen wird nicht gehen.
Claudia: Nee, und das Konzept, ein Overshoot zu machen, ohne zu wissen,
Claudia: ob man Technologie haben wird, die einen wieder runterholt, ist ja schon wieder
Claudia: gegen die Idee, was ein Overshoot sein sollte.
Florian: Ja.
Claudia: Also ich meine, wenn man die Technologie schon hat, man baut sie aber gerade
Claudia: auf, dann ist ja klar abzusehen, aber wir bauen sie ja noch nicht mehr auf,
Claudia: wir forschen ja noch dran.
Florian: Und ja, ich glaube, wir forschen noch nicht mal so intensiv dran.
Florian: Also ich weiß jetzt gerade gar nicht, da habe ich mir jetzt nicht im Detail
Florian: informiert, wie jetzt der Stand der wirklich praktische Forschungsstand ist.
Florian: Also dass irgendwie theoretisch überlegt wird und alles, was man machen könnte,
Florian: das ist schon klar. Aber dass man jetzt wirklich sagt, okay,
Florian: wie soll es denn ausschauen, wenn wir jetzt wirklich nicht irgendwie hier ein
Florian: paar hunderttausend Tonnen, da ein paar hunderttausend Tonnen,
Florian: was halt gerade unsere Kapazität ist mit diesen zwei Millionen Tonnen.
Florian: Wie schaut es denn aus, wenn wir sagen, wir wollen da jetzt irgendwie hier fünf
Florian: Milliarden Tonnen im Jahr rausholen aus der Atmosphäre?
Florian: Wie schaut das aus? Was müssen wir da machen?
Claudia: Da sind wir noch nicht. Also die Fragen haben wir, aber wir haben noch keine Antworten.
Florian: Ja, und vor allem, was muss man da hinbauen? Wo muss man das hinbauen?
Florian: Wie groß muss das sein? Was ich da hinbaue? Und so weiter.
Claudia: Ja, haben wir die Ressourcen? Wie viel kostet das? Wo muss man es hinbauen und kann man es da hinbauen?
Claudia: Wir sind dann wieder bei Windraddiskussionen, da darf man es an X bauen.
Florian: Du hast da so riesige Atmosphären-Staubsauger, die überall rumstehen.
Florian: Da werden die Leute jetzt noch mehr aufregen als über die Windräder.
Claudia: Ja.
Florian: Dann hast du nicht nur die ganzen Vogelschlagdiskussionen an den Windrädern,
Florian: dann werden die Vögel eingesorgt.
Claudia: Aber weißt du, wir stauben sie lieber weiter ein mit Braunkohle. Das ist okay.
Florian: Das hat die Natur so vorgesehen.
Claudia: Ja, ich glaube auch.
Florian: Ja, das war mein Bericht von dieser kurzen, aber interessanten neuen Forschungsarbeit
Florian: zum Thema Overshoot und die Überschrift, der Titel der Arbeit hat es gesagt,
Florian: Overconfidence in Overshoot,
Florian: wir vertrauen zu sehr, dass wir dieses Overshoot-Ding sie eh können, wenn es sein muss.
Florian: Und die Arbeit hat gezeigt, nee, das ist ein falsches Vertrauen.
Florian: Wir sind da zu, das heißt Konfident auf Deutsch, füllen wir gar nicht ein, zuversichtlich.
Florian: Wir sind zu zuversichtlich, zu selbstsicher.
Claudia: Wir sind arrogant.
Florian: Unser Vertrauen in funktionierende Overshoot-Szenarien ist nicht angebracht.
Florian: Das ist deutlich riskanter, als wir bis jetzt angenommen haben, dass es ist.
Florian: Und es ist nicht mit dem zu machen, was wir aktuell in der Lage sind zu machen.
Florian: Das ist das Fazit. Was Overshoot angeht, das heißt wir sollten es vermeiden,
Florian: aber wie ich am Anfang erzählt habe, wir vermeiden es nicht.
Florian: Wir haben schon drüber geschossen und jetzt stellt sich die Frage,
Florian: war das ein einmaliges Jahr oder wird es 2025 nochmal drüber liegen und 2025
Florian: nochmal drüber liegen oder kommen wir drunter?
Florian: Da kann vielleicht die Klimakonferenz doch noch was schaffen.
Florian: Kann die COP30, die COP31, können die etwas erreichen, was die anderen nicht erreicht haben?
Florian: Das ist jetzt wieder ein politisches Thema, aber wir sollten sehr,
Florian: sehr sorgfältig überlegen, was wir tun, wenn wir uns auf solche Oberschutzszenarien einlassen.
Claudia: Ich glaube, die Antwort wird sein, wir machen das auch 2025 und 2026 und 2027.
Claudia: Politisch sind wir ja gerade nicht auf einem grünen Weg.
Florian: Nein, ich weiß gar nicht, ob wir auf irgendeinem zielgerichteten Weg sind, politisch aktuell.
Claudia: Braun.
Florian: Ja, das auch.
Claudia: Blau-braun.
Florian: Ja, so schaut es fast aus. Bis man noch was Positives finden zum Ende,
Florian: wenn wir die Folge nicht so beenden können.
Claudia: Was Positives zum Ende. Das fällt wirklich schwer in dieser Woche.
Claudia: Okay, ja, also dann nächstes Mal reden wir über was anderes.
Claudia: Ich habe sogar was nicht total deprimierendes. Das ist das nächste Mal.
Claudia: Ich möchte diesen Ausblick kurz geben.
Claudia: Wir machen Back to the Roots.
Florian: Ach, okay.
Claudia: Das sage ich und es wird nicht super negativ.
Florian: Okay, da bin ich gespannt. Und ich kann jetzt hier noch einen zweiten Hinweis
Florian: geben, wo man vielleicht noch ein paar interessante und vielleicht auch hoffnungsvollere
Florian: entsprechende Informationen bekommt, weil es gibt nicht nur unseren Podcast,
Florian: es gibt auch noch einen anderen Podcast, der uns gebeten hat,
Florian: zu erwähnen, dass es ihn gibt, was wir gerne machen.
Florian: Und dieser Podcast heißt Jetzt mal ganz in Ruhe.
Florian: Das ist ein Podcast-Spin-Off von dem bekannten Podcast Sag mal du als Physiker.
Florian: Und die haben so 20 Folgen Podcast-Special gemacht, die sich nur mit Klimathemen beschäftigt haben.
Florian: Immer eine Folge Klimaforschung, eine Folge physikalischer, technischer Lösungen,
Florian: um dieses Klima-Dings in den Griff zu kriegen.
Florian: Ich weiß gar nicht, wo sie aktuell sind, aber ich spoilere jetzt einfach mal,
Florian: dass ich sehe zum Beispiel in dem Plan, der mir zugeschickt wurde,
Florian: Oder dass Folge 19 und 20 sich genau mit Geoengineering beschäftigen.
Florian: Also da geht es darum, genau das, was wir gerade besprochen haben,
Florian: Carbon Dioxide Removal.
Florian: Davor gab es Folgen über Windenergie, über Kühe.
Florian: Über Landwirtschaft, über Methan, über Wolken und das Problem mit Wolken.
Florian: Also ist ein schöner Podcast, den man sich durchaus anhören kann.
Florian: Jetzt mal ganz in Ruhe. 20 Folgen gibt es davon und hört euch den an.
Florian: Und ja, wir sagen das natürlich nicht nur aus Spaß an der Freude.
Florian: So sind wir auch nicht, sondern es ist keine Werbung im eigentlichen Sinne.
Florian: Also wir kriegen kein Geld dafür, dass wir das sagen. Wollen wir auch nicht,
Florian: weil das ist ein guter Podcast. Aber wir haben uns ausgemacht,
Florian: dass Sie auch in Ihrem Podcast sagen, dass es unseren Podcast gibt.
Florian: Also, liebe Hörerschaft, hört euch den Podcast jetzt mal ganz in Ruhe an und
Florian: schaut und hört nach, ob wir da erwähnt werden.
Florian: Und wenn nicht, dann kommt es uns petzen, weil das geht so nicht.
Claudia: Wir kommen rüber. Das war eine sehr süße Droh. Wir kommen rüber und fordern es noch ein.
Florian: Genau, aber das werden wir schon machen. Aber hört euch den Podcast an.
Florian: Sind immer sehr schöne Titelfolgen. Es sind immer zwei Folgen, die ein Block sind.
Florian: Die erste Folge heißt dann, wir lieben den Treibhauseffekt und Folge zwei ist
Florian: dann das Problem mit dem Treibhauseffekt.
Florian: Oder wir lieben Eiszeiten und dann das Problem mit den Eiszeiten.
Florian: Wir lieben Kühe, das Problem mit den Kühen. Also so sind die Folgen immer aufgebrochen.
Florian: Es gibt immer eine Folge, die die Wissenschaft erklärt und eine Folge,
Florian: die dann Technik und Physik und Lösungsansätze erklärt.
Claudia: Allein das Konzept mit den Titeln und so ist schon, das ist eine sehr, sehr schöne Idee.
Claudia: Da muss man auf jeden Fall mal reinhören. Wir lieben Kühe, das Problem mit den
Claudia: Kühen. Ach, das ist schön.
Florian: Wir lieben Kühe, aber wir dürfen es nicht essen, das Problem mit den Kühen. Ja, das ist das Problem.
Claudia: Wenn man sie liebt, will man sie vielleicht auch nicht essen.
Claudia: Aber es hat so einen leichten Effekt wie Erörterungen im Deutschunterricht,
Claudia: wo man immer so Pro- und Kontraargumente nebeneinander gehalten hat.
Florian: Ja, die habe ich gehasst.
Claudia: Ich nicht. Damit gehen wir einfach mal über zu dem, was wir sonst immer noch
Claudia: gerne am Ende sagen und womit wir auch heute angefangen haben.
Claudia: Feedback. Wir freuen uns über Feedback, egal ob von WinzerInnen oder,
Claudia: anderen Menschen, die uns gerne Feedback geben möchten zu was auch immer,
Claudia: also zu der Folge jetzt ganz konkret und dem Thema heute oder ganz allgemein zum Podcast,
Claudia: dann könnt ihr uns für immer schreiben an podcast.dasklima.fm oder ihr kommentiert
Claudia: in den Shownotes, also unter den Shownotes auf der Webseite direkt was zu dieser Folge auf dasklima.fm.
Claudia: Wir freuen uns auch weiterhin über die Abos, das ist tatsächlich sehr schön
Claudia: und über Kommentare und Bewertungen, die wir so kriegen, wir lesen die auch.
Florian: Und, und, und, Das habe ich vergessen zu sagen. Seit neuestem gibt es Transkriptionen dieser Folgen.
Claudia: Ja, ja.
Florian: Ich weiß nicht, ob euer Podcast-Player in der Lage ist, es anzuzeigen.
Florian: Wenn ihr auf jeden Fall auf das Klima.fm geht und dort unseren Podcast-Player
Florian: verwendet, mit dem wir den Podcast hier veröffentlichen.
Florian: Das ist der Podcast-Player von Podigy, mit dem wir diesen Podcast hier publizieren.
Florian: Da lade ich immer das komplette Transkript hoch und dann kann man sich wirklich
Florian: die Folge anhören und kriegt dazu live passend zu dem, was wir gerade sagen,
Florian: das Transkript, wo steht, was wir gerade sagen.
Florian: In den meisten Fällen ist es gut transkripiert. Es wird mit Sicherheit der eine
Florian: oder andere Fehler dabei sein, wie das halt so ist bei Transkriptionen.
Florian: Aber das Gute ist, ihr habt jetzt dann auch ein Suchfenster.
Florian: Dann könnt ihr eingeben und zum Beispiel das Wort, weiß ich nicht, hier Kühe.
Florian: Und dann werdet ihr direkt an die Stelle im Podcast transportiert,
Florian: wo einer von uns das Wort Kühe sagt.
Florian: Also das ist ganz praktisch. Ich kann das jetzt nicht nachträglich für alle 125 Folgen machen,
Florian: zumindest nicht kurzfristig, aber ab jetzt wird es diese Transkripte geben in
Florian: unseren Podcast-Folgen und wenn ihr das nutzen könnt, dann ja,
Florian: nutzt das und gebt uns Feedback vielleicht, wie es funktioniert und auch andere
Florian: Podcast-Player, die ihr so verwendet,
Florian: ob die das auch können, weil da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung.
Claudia: Ich auch nicht, ich auch nicht und es gibt noch einen Shoutout an die Person,
Claudia: die uns auf Mastodon darauf hingewiesen hat, das zu machen und weswegen ich
Claudia: sehr viel Zeit in Rhein-West-Tabes zu bauen und zu versuchen und du es dann
Claudia: auch noch umgesetzt hast.
Claudia: Jetzt können wir das beide. Ich habe leider den den Tut nicht mehr gefunden.
Claudia: Sonst hätte ich der Person auch nochmal geschrieben, dass sie jetzt da sind.
Claudia: Aber vielleicht finde ich den noch. Ich gucke mal.
Florian: Auf jeden Fall. Vielen Dank trotzdem.
Claudia: Genau. Vielen Dank. Und dann hören wir uns in zwei Wochen wieder.
Florian: Genau. In zwei Wochen geht es weiter mit einem Thema, das uns zurück zu den
Florian: Ursprüngen führen wird.
Florian: Und ich bin gespannt, was das sein wird. Bis demnächst. Tschüss.
Claudia: Bis dann. Tschüss.
Claudia: Ich vergesse immer, dass Leute dich kennen. Du, es tut mir so leid,
Claudia: aber ich habe echt, ich vergesse immer, dass Leute, die ich kenne,
Claudia: ich fand es so witzig mit Helmut, weil er also offensichtlich großer Fan von
Claudia: dir ist, obwohl er mit dir arbeitet.
Claudia: Ich denke mir immer so, oh Gott, ich muss öfter sagen, dass du toll bist.
Florian: Ach Gott, nein, das ist ja, nee, das führt zu nichts Guten, wenn man andauernd nur gelobt wird.
Claudia: Ja gut, das stimmt auch wieder.
grv0815
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